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Au revoir, Karim! Rida hängt Riemchen an den Nagel

Karim Rida von Bundesligist Eintracht Frankfurt hat für viele überraschend das Ende seiner aktiven Turnkarriere bekannt gegeben. In einem emotionalen Statement auf seinen sozialen Kanälen erklärte der 25-Jährige, dass er künftig nicht mehr als Leistungsturner an die Geräte zurückkehren wird. «So schwer es mir auch fällt, ich werde meine Turnkarriere beenden», schreibt Rida, der in den vergangenen Jahren immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte. «Ich wollte es unbedingt noch einmal schaffen, nach all den Rückschlägen wieder ganz oben anzukommen», so der gebürtige Eberswalder. Über vier Jahre habe ihn dieser Gedanke jeden Tag in die Halle gebracht – doch ein konstanter Trainingsrhythmus sei nie möglich gewesen. Zuletzt machten ihm vor allem hartnäckige Schulterprobleme zu schaffen, die er seit eineinhalb Jahren mit sich herumschleppt.

Hängt die Riemchen nach langer Verletzungshistorie endgültig an den Nagel: Karim Rida von Eintracht Frankfurt.

Noch im Frühjahr hatte Rida versucht, mit einem reduzierten Gewicht und verändertem Trainingsansatz zurückzukommen. Doch auch mental sei der Preis zu hoch gewesen: «Nach einer Zeit, in der ich vier Kilo abgenommen und gleichzeitig versucht habe, leistungsfähiger zu werden, hat es mental so richtig gescheppert.»

Frankfurts Teamchef Michael Schmidt zeigt Verständnis für die Entscheidung: «Karim hat bereits vor einiger Zeit signalisiert, dass er mit dem Gedanken spielt, seine Karriere zu beenden. Er bat uns damals um Bedenkzeit, um in Ruhe zu prüfen, ob er sich eine Fortsetzung vorstellen kann. Diese Zeit haben wir ihm selbstverständlich gegeben und ihn dabei eng begleitet.» Die gesundheitliche Vorgeschichte habe dabei eine entscheidende Rolle gespielt: «Angesichts seiner vielen Verletzungen in den letzten Jahren war für uns schon abzusehen, dass es in diese Richtung gehen könnte. Er hat dadurch den Anschluss verloren – und wohl auch ein Stück weit die Motivation.»

«Wie lange willst du das noch machen?»

Die Entscheidung sei nicht über Nacht gefallen, sondern das Resultat eines längeren Prozesses. «Es fühlt sich immer noch ein bisschen wie Aufgeben an – und 100 Prozent sicher bin ich mir trotzdem nicht», gesteht Rida. Dennoch habe sich «ein Schalter im Kopf» umgelegt. Die Gedanken an ein Leben ohne tägliches Training und Leistungsdruck rückten zunehmend in den Vordergrund.

In seiner Mitteilung bedankt sich Rida bei seinen Trainern, Freunden und Teamkollegen, «die mittlerweile wie Familie für mich geworden sind». Auch wenn der Schritt schwerfällt, blickt er nach vorne: «Jetzt beginnt eine neue Challenge, das andere Leben, ohne diese eine Sache, um die sich bisher mein ganzes Leben gedreht hat.»

«Jetzt erst recht»: Eintracht Frankfurt bleibt kämpferisch

Für Eintracht Frankfurt ist der Rücktritt ein herber Verlust. «Natürlich tut uns dieser Schritt sportlich sehr leid», sagt Schmidt. «Wir hatten gehofft, dass Karim bei uns noch einmal richtig durchstartet. Beim Finale im vergangenen Jahr war er ja zumindest noch am Pauschenpferd im Einsatz. Für diese Saison hatten wir uns viel mehr von ihm erhofft. Aber so ist das im Sport – Veränderungen gehören dazu, und wir respektieren seine Entscheidung voll und ganz. Wir wünschen ihm für seinen weiteren Weg alles Gute. Vielleicht bleibt er dem Turnen ja in irgendeiner Form erhalten. Ich denke, jetzt fällt ihm erst einmal eine große Last von den Schultern.»

Schafft die Adlerriege es auch ohne Rida ins Finale?

Trotz Ridas Rücktritt blickt Eintracht Frankfurt mit Entschlossenheit auf den weiteren Saisonverlauf. «Natürlich schmerzt sein Rücktritt, auch weil wir insgeheim mit dem kleinen Finale geliebäugelt hatten», so Schmidt. «Wir wollten unser Vorjahresergebnis bestätigen – vielleicht sogar noch einen Platz besser abschneiden.»

Dass die Mannschaft auch ohne ihren Routinier konkurrenzfähig ist, habe sie bereits unter Beweis gestellt: «Die ersten drei Wettkämpfe der Saison haben wir auch ohne Karim und trotz weiterer verletzungsbedingter Ausfälle bestritten. Zwei davon konnten wir gewinnen – das zeigt, dass wir in Schlagdistanz sind.» Die Zielsetzung bleibt ambitioniert: «Ich bin fast täglich mit den Jungs in Kontakt, und der Tenor ist klar: Jetzt erst recht. Das Team ist hochmotiviert. Wir schauen von Wettkampf zu Wettkampf. Es wird spannend, besonders beim letzten Duell gegen Saar – da könnte sich entscheiden, ob wir es ins kleine Finale schaffen. Wir wissen: Es wird brutal schwer. Aber wir glauben an uns – auch ohne Karim haben wir eine starke Mannschaft.»

vor 5 Stunden
von Nils B. Bohl

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