WM TURNEN | ANTWERPEN
Die Weltmeisterschaften der Rückkehrer sind Geschichte
Die Wiederauferstehung der Simone Biles
Das beste Beispiel für dieses Konzept lieferte der berühmteste Name der Sportart: In Simone Biles (USA) kehrte in Antwerpen ein riesiger Star an den internationalen Horizont zurück.
Genau zehn Jahre nach ihren ersten Weltmeistertiteln im Antwerpener Sportpaleis war die Rückkehr von Biles eine Art doppelte Heimkehr. Die 26-Jährige tauchte nicht nur an dem Ort wieder auf, an dem alles für sie begann, sondern das Event markierte auch ihre Rückkehr in die Weltspitze des Kunstturnens. Einen Gipfel, von dem sie noch vor sechs Monaten bezweifelte, dass sie ihn jemals wieder erreichen würde.
Event | Weltmeisterin | Vize-Weltmeisterin | WM-Dritte |
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Team | ![]() |
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Mehrkampf | ![]() |
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Sprung | ![]() |
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Stufenbarren | ![]() |
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Schwebebalken | ![]() |
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Boden | ![]() |
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Event | Weltmeister | Vize-Weltmeister | WM-Dritter |
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Team | ![]() |
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Mehrkampf | ![]() |
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Boden | ![]() |
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Pauschenpferd | ![]() |
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Ringe | ![]() |
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Sprung | ![]() |
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Barren | ![]() |
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Reck | ![]() |
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Nach zwei Jahren der inneren Einkehr hat Biles ihren Frieden gefunden. Und sportlich gesehen erneut eine unglaubliche Meisterleistung vollbracht. Sie führte die US-Frauen zum siebten Mal in Folge zum Mannschaftstitel, holte dann ihr sechstes Mehrkampf-Gold in ihrer Karriere und fügte noch die Titel am Schwebebalken und am Bodenturnen hinzu.
Biles zeigte auch ihren mit Spannung erwarteten Yurchenko mit Doppelsalto gebückt am Sprung. Eine atemberaubende Leistung, die ihr insgesamt das fünfte nach ihr benannte Elemente im Code de Pointage der Frauen einbringt. Darunter auch der schwierigste Sprung bei den Frauen überhaupt. Mit Silber am Sprung gewann sie fünf Medaillen bei diesen Meisterschaften und insgesamt rekordverdächtige 30 Weltmedaillen, mehr als jede andere Turnerin in der Geschichte.
Nicht dass sie mitzählen würde. «Ich habe mir keine Gedanken über die Medaillenanzahl oder die Farbe der Medaillen gemacht. Ich wollte einfach nur da rausgehen und wieder meine Übungen turnen. Es spielt für mich keine Rolle, ob ich auf dem Podium stehe oder nicht. Ich musste mir selbst beweisen, dass ich immer noch hier rausgehen und mich drehen kann. Ich konnte so auch allen, die mich niedergemacht haben, beweisen, dass ich nicht aufgeben werde. Solange ich da draußen bin und wieder turne und die Freude am Turnen wiederfinde, wen kümmert es?», sagte Biles.

Historische Momente für Brasilien, Japan und Deutschland
Aus deutscher Sicht war das Highlight mit Sicherheit der Titel von Lukas Dauser. Der 30-Jährige vom Tabellenführer KTV Straubenhardt setzte sich am Sonntag die Krone des Königs der Holmengasse auf. Für einen deutschen Turner war es der erste Titel seit Fabian Hambüchens Erfolg am Reck 2007. Der letzte Erfolg am Barren datiert sogar aus der Mitte der Achtziger, als Sylvio Kroll sich für die DDR die Goldmedaille mit dem aus der Ukraine stammenden Sowjetrussen Valentin Mogilny teilte.
Mehrkampf-Silbermedaillengewinnerin Rebeca Andrade aus Brasilien gewann fünf Medaillen. Darunter historisches Gold am Sprung und Mannschaftsbronze, die erste WM-Medaille für eine südamerikanische Nation überhaupt. Andrade ist eine Turnerin, die mehrere schwere Knieverletzungen überwinden musste, bevor sie sich zu den besten Ergebnissen ihrer Karriere emporschwang. Zusammen mit ihrer Teamkollegin Flavia Saraiva holte sie Silber am Boden. Auch sie gewann mit Bronze ihren ersten Einzel-Titel, nachdem sie ein Jahr zuvor wegen einer Beinverletzung vorzeitig aus dem Wettkampf ausscheiden musste.
Land | Turner | Club | Liga |
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Artur Avetisyan Artur Davtyan Vahagn Davtyan |
TG Saar KTV Obere Lahn KTV Straubenhardt |
1. Bundesliga 2. Bundesliga Nord 1. Bundesliga |
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Vinzenz Höck Bianca Frysak Carina Kröll Jasmin Mader |
TSV Buttenwiesen TSV Tittmoning-Chemnitz TSV Berkheim TSV Tittmoning-Chemnitz |
2. Bundesliga Süd 1. Bundesliga 1. Bundesliga 1. Bundesliga |
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Maxime Gentges Noah Kuavita Victor Martinez |
Siegerländer KV Exquisa Oberbayern TSV Pfuhl |
2. Bundesliga Nord 2. Bundesliga Süd 1. Bundesliga |
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Felix Dolci | KTV Straubenhardt | 1. Bundesliga |
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Lucia Trnkova | TT Kiehn Group Lüneburg-Buchholz | 1. Bundesliga |
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Nestor Abad Thierno Diallo Nicolao Mir Joel Plata Rayderlay Zapata |
TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau TuS Vinnhorst TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau KTV Straubenhardt TuS Vinnhorst |
1. Bundesliga 1. Bundesliga 1. Bundesliga 1. Bundesliga 1. Bundesliga |
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Oskar Kirmes | TG Allgäu | 3. Bundesliga Süd |
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Benjamin Osberger | TG Saar | 1. Bundesliga |
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Courtney Tulloch Ruby Evans Poppy-Grace Stickler |
Siegerländer KV MTV Stuttgart MTV Stuttgart |
2. Bundesliga Nord 1. Bundesliga 1. Bundesliga |
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Nikolaos Iliopoulos | TG Saar | 1. Bundesliga |
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Adam Steel | TSV Grötzingen-Karlsruhe | 3. Bundesliga Süd |
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Yumin Abbadini Lorenzo Bonicelli Lorenzo Casali Matteo Levantesi |
StTV Singen MTV Ludwigsburg StTV Singen TG Saar |
1. Bundesliga 2. Bundesliga Nord 1. Bundesliga 1. Bundesliga |
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Milad Karimi | TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau | 1. Bundesliga |
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Loran de Munck Jermain Grunberg Jordi Hagenaar Casimir Schmidt Tisha Volleman |
KTV Koblenz KTT Oberhausen KTV Koblenz StTV Singen TT Kiehn Group Lüneburg-Buchholz |
2. Bundesliga Nord 3. Bundesliga Nord 2. Bundesliga Nord 1. Bundesliga 1. Bundesliga |
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Marie Kanter-Tideman | WKG Neckarau-Hassloch | Regionalliga Nord |
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Luca Giubellini Dominic Tamsel |
MTV Ludwigsburg TSG Grünstadt |
2. Bundesliga Nord 2. Bundesliga Nord |
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Arican Ferhat Adem Asil Ahmet Önder Kerem Sender |
TSV Pfuhl TSV Pfuhl TuS Vinnhorst TSV Buttenwiesen |
1. Bundesliga 1. Bundesliga 1. Bundesliga 2. Bundesliga Süd |
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Illia Kovtun Igor Radivilov Radomyr Stelmakh Oleg Verniaiev |
KTV Straubenhardt SC Cottbus SC Cottbus TG Saar |
1. Bundesliga 1. Bundesliga 1. Bundesliga 1. Bundesliga |
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Yul Moldauer | TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau | 1. Bundesliga |
Die japanischen Männer feierten zum ersten Mal seit 2015 wieder eine Rückkehr auf das oberste Siegerpodest. Für die Turner aus dem Land der aufgehenden Sonne war es erst der zweite Weltmeistertitel seit 1978. Sie erfüllten damit den sehnlichsten Wunsch von Weltmeister und Olympiasieger Daiki Hashimoto, der seinen Superstar-Status mit zwei weiteren Goldmedaillen im Mehrkampf und am Reck weiter festigte.
Hashimotos außergewöhnliche Ergebnisse ziehen unweigerlich Vergleiche mit dem legendären Kohei Uchimura nach sich, der zwischen 2009 und 2015 zehn Goldmedaillen sammelte. Mit gerade einmal 22 Jahren hat er bereits zehn Medaillen bei Weltmeisterschaften gewonnen, vier davon aus Gold.
«Was die Legende Uchimura in seiner Karriere erreicht hat, ist etwas, das ich anstreben muss, aber es ist nicht etwas, auf das ich mich konzentriere. Ich muss mich mehr darauf konzentrieren, was ich in meiner Leistung tun kann, um mich als Turner zu verbessern», erklärte Hashimoto.
Olympiasieger und Weltmeister unterstrichen ihr Durchhaltevermögen
Bei den Gerätespezialisten unterstrichen eine Reihe von amtierenden Olympiasiegern und Weltmeistern ihr Durchhaltevermögen, so zum Beispiel Artem Dolgopyat aus Israel am Boden, Rhys McClenaghan aus Irland am Pauschenpferd und Liu Yang aus China an den Ringen. Nicht zu vergessen der Chinese Qiu Qiuyuan, Sieger am Stufenbarren und der Brite Jake Jarman, Goldmedaillengewinner am Sprung. Auch zahlreiche Newcomer, ließen mit ihren Darbietungen erahnen, was die Zukunft verspricht: Fred Richard und Khoi Young (beide USA) zum Beispiel oder die beiden Chinesen Zhou Yaqin und Su Weide.
Frankreich und Algerien schrieben Geschichte
Es war auch eine geschichtsträchtige Weltmeisterschaft. Vor allem für Olympia-Gastgeber Frankreich, dessen Frauenteam Bronze gewann und damit zum ersten Mal seit 73 Jahren wieder auf dem Siegerpodest stand und auch für Israel, das dank Dolgopyat seinen ersten Weltmeistertitel errang.
Und auch für Algerien, wo Kaylia Nemour mit ihrem Silber am Sprung als erste WM-Medaillengewinnerin eines afrikanischen Landes in die Geschichtsbücher eingehen wird. Ihr Vater ist ein in Frankreich geborener Turner, der für Algerien antrat. So sorgte die 16-Jährige aus Saint-Benoît-la-Forêt für den wohl offensichtlichsten Moment der Woche, in dem sich der Kreis schloss. Denn der allererste Weltmeister in Antwerpen, war 1903 Joseph Martinez. Ein in Algerien geborener Franzose.
Von Antwerpen damals zu Antwerpen heute: Der Kreis schließt sich.