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DTL und KTV Straubenhardt legen Streit um Halbfinale bei

Die Präsidenten der Deutschen Turnliga (DTL) und des Fördervereins der KTV Straubenhardt haben am Freitag ihren Dialog fortgesetzt. Am Ende des präsidialen Austauschs stand ein Kompromiss, den beide Seiten mittragen werden und in einer gemeinsamen Erklärung zusammengefast haben. «Die KTV verzichtet auf weitere juristische Schritte in dieser Sache. Sie tut das insbesondere, um Schaden vom Turnsport und der Turnliga abzuwenden. Auch wenn Sie die Punkte weiter als gehaltvoll und aussichtsreich ansieht. Hierüber besteht in den KTV-Gremien Einigkeit», sagte KTV-Vorstand Andreas Rapp am Freitagabend. Kunze habe ihm zugesichert, dass diese Themen intern aufgearbeitet und Kommunikationsstrukturen nötigenfalls angepasst werden. Auch forderte Rapp, die Vereine in Zukunft mehr mitzunehmen.

DTL-Präsident Jens-Uwe Kunze sprach von einem sehr guten, vor allem sachlich und lösungsorientiert geführten Meinungsaustausch mit seinem Präsidentenkollegen. «Ich bin Herrn Rapp dafür sehr dankbar, da mir durchaus bewusst ist, dass dieser von uns beiden gefundene Kompromissvorschlag in den Gremien seines Vereins sicher genauso kontrovers diskutiert werden wird, wie in den Gremien der Deutschen Turnliga», erklärte der Berliner.

Kunze sagte den Schwarzwäldern im Gegenzug zu, sich Anfang des Jahres auf breiterer Ebene erneut zu treffen, um gemeinsam aufzuarbeiten, welche Fehler in Vorgehensweise und Kommunikation zu der verfahrenen Lage geführt haben. «In besonderen Zeiten wie diesen braucht es ein ganz anderes Miteinander und ein deutliches Mehr an Information», ist er überzeugt. Die DTL sei auch gerne bereit, entsprechende Anregungen aufzunehmen. Dass dies ein erfolgversprechender Weg sei, hätten die Gespräche der beiden Präsidenten unter Beweis gestellt.

Antreten wird der amtierende Meister allerdings am 21. November bei der TG Saar dennoch nicht. «Wir übernehmen an dieser Stelle Verantwortung für unsere Turner», sagte Rapp. Denn auch die Message seiner Athleten sei klar: «Dieser Wettkampf ist zu diesem Datum falsch platziert», erklärte der Vorstand des Bundesligateams weiter. «Sollte es dazu kommen, dass wir diesen Wettkampf aufgrund unserer Entscheidung und aufgrund der bestehenden Regeln am grünen Tisch verlieren werden, dann haben wir diese Entscheidung zum Schutz und zum Wohl unserer Turner getroffen. Und, um unserer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden», betonte er.

Sollte das GOTHAER DTL-Finale wie derzeit geplant am 19. Dezember 2020 stattfinden, wird laut Rapp auch die KTV Straubenhardt teilnehmen. Solange die entsprechenden rechtlichen Bedingungen herrschten und die für eine gesundheitliche Unversehrtheit der KTV-Turner benötigten Informationen rechtzeitig zur Verfügung gestellt würden. «Wir stellen uns auch in Zukunft jeglichem Wettkampf, wenn die Pandemielage dies zulässt. Wir werden auch nicht ganz von der Saison zurücktreten, weil wir ein solches Verhalten für unsportlich halten», sagte Rapp.

Der Verein werde an dieser Stelle den Erwartungen an ihn gerecht werden. «Denn als siebenfacher Meister ist uns bewusst, dass wir auch eine Vorbildfunktion haben, den Sportsgeist hochzuhalten. Dieser Vorbildfunktion werden wir in diesem Fall ebenso nachkommen, wie der Fürsorgepflicht für unsere Turner und für die Gesellschaft», erklärte er.

Darüber hinaus plädierte Rapp insbesondere in der herrschenden Pandemielage für mehr Transparenz sowie klarere Regeln und Definitionen seitens der DTL-Gremien, auf die sich die Vereine einstellen könnten. «Denn die DTL muss sich hier nach meiner Ansicht die Frage stellen lassen, ob sie bisher wirklich alles getan hat, um ein rechtliches Vakuum zu vermeiden, wie es in der aktuellen Situation herrscht», sagte er.

Für Kunze ist der Kompromiss am Ende ein großer, vor allem aber ein gemeinsamer Schritt in die richtige Richtung. «Ich denke, beide Seiten haben am Ende erkannt, dass es sich hier um eine hochkomplexe Rechtslage handelt, die viele Fragen offen lässt und bei der es auch mehr als unsicher ist, wer am Ende als Sieger aus einem Streit hervorgehen wird. Sicher ist nur, wer in diesem Fall als Verlierer enden würde. Und das ist der Turnsport», sagte er. Und dass der Sport und vor allem nicht die Sportler darunter leiden sollten, sei auf beiden Seiten bereits von Beginn an ohne jeden Zweifel gewesen.

20. November 2020
von Nils B. Bohl

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