INTERNATIONALER TURNVERBAND
FIG stellt Russlands Irina Viner ins Abseits

Die Russin Irina Viner wurde vom Internationalen Turnverband (FIG) für zwei Jahre gesperrt. Hintergrund ist das Verhalten der Verantwortlichen für Rhythmische Sportgymnastik beim Russischen Turnverbands (FSGR) nach der Niederlage des russischen Teams bei den Olympischen Spielen in Tokio. Dort hatte die Israelin Linoy Ashram vor der Russin Dina Averina die Goldmedaille im Einzelwettkampf und Bulgarien den Gruppenwettkampf gewonnen. Ashram war als Olympiasiegerin aus dem Einzelmehrkampf hervorgegangen, obwohl sie in ihrer letzten Disziplin das Band fallen ließ. Viners anschließende Äußerungen in den Medien wurden als «beleidigend» und als «Verstoß gegen die Regeln der FIG» gewertet. Laut Urteil darf die gebürtige Usbekin nun zwei Jahre lang nicht an internationalen Wettkämpfen teilnehmen.

Waren sich nicht immer grün: Irina Viner (links) und Nathalia Kuzmina (rechts). Nun wird Viner für mindestens zwei Jahre von der Bildfläche verschwinden müssen.| Foto: Volker Minkus
Waren sich nicht immer grün: Irina Viner (links) und Nathalia Kuzmina (rechts). Nun wird Viner für mindestens zwei Jahre von der Bildfläche verschwinden müssen.

Der Bann der Kommission fiel äußerst umfassend aus, weil Viner als Wiederholungstäterin gilt. Bereits 2008 hatte sie vom Präsidium der FIG eine Verwarnung wegen öffentlicher Äußerungen erhalten, die als Verstoß gegen die damaligen Ethikregeln des Weltverbands angesehen wurden. Nun darf Viner weder als Trainerin, Delegationsleiterin oder in irgendeiner anderen offiziellen Funktion bei internationalen Wettkämpfen, die unter der Schirmherrschaft der FIG stattfinden, akkreditiert werden. Wirksam wird die Strafe zudem erst einen Tag nach der Aufhebung des im letzten Jahr nach dem Einmarsch Moskaus in der Ukraine Teilnahmeverbot für russische Athleten und Kampfrichter bei internationalen Wettkämpfen in Kraft treten. Vorausgesetzt, dass diese Maßnahmen der FIG innerhalb von fünf Jahren ab dem Datum dieser Entscheidung aufgehoben werden. 

Das von der Stiftung für Gymnastikethik (GEF) eingeleitete Verfahren steht im Zusammenhang mit dem angeblich «vergeltenden Rückzug» der Kandidatur von Natalya Kuzmina bei den Wahlen zum Technischen Komitee der FIG für Rhythmische Sportgymnastik im Jahr 2021. Russland hatte die Kandidatur von Kuzmina zurückgezogen, nachdem Viner sie als Kampfrichterin bei den Olympischen Spielen kritisiert hatte, weil Russland zum ersten Mal seit Atlanta 1996 keine olympische Goldmedaille in der Rhythmischen Sportgymnastik gewinnen konnte.

Der stellvertretende russische Ministerpräsident Dmitri Tschernyschenko bezeichnete in einer Reaktion die Suspendierung Viners als eine weitere Verschwörung gegen Russland. «Die Entscheidung der FIG, Irina Viner zu suspendieren, ist ein weiterer Beweis für den Eingriff in die Unabhängigkeit des Sports durch westliche politische Funktionäre», sagte er gegenüber der offiziellen russischen Nachrichtenagentur TASS. «Das bereits gewohnheitsmäßige Gerede, das auf eine Person mit unbestreitbarer Autorität im internationalen Sport abzielt, die übliche Politik der Verherrlichung der Schwachen durch die Beseitigung des Zynismus unserer westlichen Kollegen kennt keine Grenzen, und immer wieder beobachten wir ihre naiven Entscheidungen, die das groß angelegte Weltsportsystem zerstören, das über Jahrzehnte aufgebaut wurde. Entwicklung ihres Sports», ließ er wissen.

Der Russische Turnverband (FSGR) erklärte gegenüber der russischen Nachrichtenagentur TASS, dass die Organisation erwäge, gegen die Entscheidung Berufung einzulegen. «Der Russische Kunstturnverband hat 21 Tage Zeit, um Berufung einzulegen», sagte ein FSGR-Vertreter. Um dies zu tun, müsse man zunächst alle möglichen rechtlichen Konsequenzen eines solchen Schrittes untersuchen.

GEF Disciplinary Commission Panel sanctions head coach of Russian rhythmic gymnastics with two- year suspension and Russian Member Federation with warning

06/03/2023

The Gymnastics Ethics Foundation (GEF) Disciplinary Commission Panel, composed of Ms Laurence Burger (President) Dr Despina Mavromati and Mr Thomas Hayn (Members), notified on 6 March 2023 its decision in the disciplinary proceedings against Ms Irina Viner-Usmanova (RUS) and the Artistic Gymnastics Federation of Russia (the FIG Member Federation for Russia). The proceedings related to the alleged retaliatory withdrawal of Ms Nataliya Kuzmina’s candidacy for the 2021 elections to the FIG Rhythmic Gymnastics Technical Committee, public statements made in media following the defeat of the Russian rhythmic gymnastics team at the Olympic Games Tokyo 2020, which were deemed abusive and in violation of FIG Rules, as well as the Respondents’ failure to duly cooperate with the investigation.

As such, the GEF Disciplinary Commission Panel decided as follows:

  1. The GEF Disciplinary Commission has jurisdiction to decide upon the liability of Ms Viner-Usmanova.
  2. The GEF Disciplinary Commission has jurisdiction to decide upon the liability of the AGFR.
  3. Ms Viner-Usmanova is liable for breach of the FIG Rules.
  4. The AGFR is liable for breach of the FIG Rules.
  5. Ms Viner-Usmanova is not allowed to participate nor receive accreditation for any role at an international competition, including but not limited to acting as coach, head of delegation or other official role at an international competition in any FIG sanctioned event or competition organized by an affiliated FIG member federation for a period two years which shall start one (1) day after the FIG protective measures linked to the Russia- Ukraine war are lifted, assuming that the FIG protective measures linked to the Russia- Ukraine war are lifted within five (5) years from the date of the present Decision. Should the FIG protective measures be lifted after five (5) years from the date of the present Decision, then the sanction should be reduced to amount of time left between the date of the lifting of the FIG protective measures and seven (7) years after the date of the present Decision.
  6. The AGFR is sanctioned with a warning.
  7. The GEF, on the one hand, and the Respondents, on the other, shall each bear one half of the costs of the disciplinary proceedings of CHF 5’000
  8. Each Party shall bear its own legal costs and expenses incurred with respect to these proceedings
  9. This decision is to be published.

Ms Viner-Usmanova had previously received a warning from the FIG Presidential Bureau in 2008 for public statements deemed to violate FIG ethics rules at the time.

The Parties have the right to appeal the decision to the GEF Appeal Tribunal within 21 days of the notification of the decision.

HINWEIS: Die GEF untersucht als unabhängiges Gremium Beschwerden, um sicherzustellen, dass Verstöße gegen die Regeln, Richtlinien und Verfahren der FIG, einschließlich ethischer Verstöße, unvoreingenommen behandelt werden. Die GEF-Disziplinarabteilung besteht aus der Disziplinarkommission und dem Berufungsgericht. Der Direktor der GEF kann auf der Grundlage der Ergebnisse einer Untersuchung einer Beschwerde ein Disziplinarverfahren einleiten. Dieses Verfahren unterliegt den FIG-Regeln, insbesondere dem FIG-Disziplinarkodex, sowie dem internationalen und schweizerischen Recht. Die Ergebnisse werden von der Disziplinarkommission an den GEF-Direktor weitergeleitet, der dann für die Information aller betroffenen Parteien verantwortlich ist. Jeder Verband, Turner, Kampfrichter oder jede andere Person, die direkt von einer Entscheidung der GEF-Disziplinarkommission, des FIG-Kongresses oder des GEF-Rates betroffen ist, kann beim GEF-Berufungsgericht Berufung einlegen. Die Entscheidungen der Disziplinarkommission und des Berufungsgerichts der GEF müssen vom Internationalen Turnverband (FIG) umgesetzt werden und werden daher auf der FIG-Website veröffentlicht.

 
08. März 2023
FIG | nbb

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