RHYTHMISCHE SPORTGYMNASTIK
Interview mit Birgit Beiße: «Der Süden holt auf»

Birgit Beiße, Abteilungsleiterin der Rhythmischen Sportgymnastik in der Deutschen Turnliga, blickt im Interview auf eine Saison voller Premieren zurück: Erstmals turnten 30 Teams in sechs Staffeln der drei Bundesligen – mit über 450 aktiven Gymnastinnen. Die 60-jährige Hannoveranerin erklärt, warum auch die 3. Bundesliga immer attraktiver wird, wie sich der neue Code de Pointage in den Ligen der DTL bereits etabliert hat und dadurch sogar internationales Interesse geweckt hat. Sie betont, wie wichtig es ist, dass die Vereine an einer eigenen Fangemeinde arbeiten, um mehr noch mehr Stimmung in die Hallen zu bringen und beschreibt auch die aktuelle Verschiebung der Kräfteverhältnisse zwischen Nord und Süd – ein Trend, der sich auf die Spannung in der Liga positiv auswirkt. Und am Ende verrät sie, was sie sich für das große DTL-Finale wünscht, wo dieses stattfindet.

Schaut positiv auf die Zukunft der Rhythmischen Sportgymnastik in der DTL: Abteilungsleiterin Birgit Beiße.

Was war für Dich das Besondere an der vergangenen Saison?
«Rückblickend war das Highlight der vergangenen Saison sicher, dass wir erstmals mit 30 Mannschaften in vollbesetzten Staffeln der 1., 2. und 3. Bundesliga geturnt haben. So konnten alle Auf- und Abstiege sportlich ausgetragen werden. Besonders deutlich wurde dabei, wie attraktiv die 3. Bundesliga ist – mit starken Leistungen, tollen Turnerinnen und ganz viel Freude am Mannschaftswettkampf. Die Stimmung war richtig klasse, das hat großen Spaß gemacht.»

Welche Herausforderungen musstet Ihr im letzten Jahr meistern?
«Eine echte Herausforderung war die Einführung des neuen Code de Pointage 2025. Ich ziehe den Hut vor allen Trainerinnen und Trainern, die in kurzer Zeit neue Übungen erarbeitet haben, und vor den Kampfrichterinnen und Kampfrichtern, die sich intensiv vorbereitet und den neuen Code direkt umgesetzt haben. Ein großer Dank geht an Ariel, der gemeinsam mit der Teamchefin sehr gründliche Online-Schulungen für alle organisiert hat – das hat wirklich viel ermöglicht.»

Gab es internationale Reaktionen auf die Liga?
«Ja, das war besonders spannend: Inhalte aus unseren Wettkämpfen wurden auf Instagram von internationalen Turn-Foren aufgegriffen – mit Erklärungen zu Übungssequenzen, die dann sogar für Schulungszwecke verwendet wurden. In dieser Hinsicht waren wir in Europa wirklich Vorreiter. Das ist schon etwas, worauf ich mit Stolz zurückschaue.»

Wie sieht die Planung für die neue Saison aus?
«Die Ausrichter für 2025 stehen: Der TV Dahn richtet gemeinsam mit dem Leverkusen Team Rheinland in Düsseldorf sowie in Pirmasens aus. Beide haben bereits Erfahrung gesammelt. Außerdem sind der SSC Karlsruhe und die Schwerter Turnerschaft dabei – Vereine, die sich bei anderen Wettkämpfen als zuverlässige Partner gezeigt haben. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit.»

«In dieser Hinsicht waren wir in Europa wirklich Vorreiter. Das ist schon etwas, worauf ich mit Stolz zurückschaue.»

Birgit Beiße
Abteilungsleiterin RSG in der DTL über den Einsatz des neuen Code de Pointage

Was erwartest Du vom Finale in diesem Jahr?
«Das Finale wird wieder in Schmiden stattfinden – dort wurde bereits letztes Jahr ein sehr gelungener Wettkampf organisiert. Die Ausstattung war anders als zuvor in Bremen, aber für die Turnerinnen war es ein tolles Erlebnis. Wir freuen uns sehr auf das diesjährige Finale.»

Was hat Dich an der Bewerbung aus Schwerte besonders beeindruckt?
«Die Schwerter Turnerschaft ist vergangene Saison zum ersten Mal in der 3. Liga angetreten, direkt aufgestiegen – und hat sich sofort als Ausrichter beworben. Dieses Engagement ist wirklich herausragend. Ich würde mir wünschen, dass auch andere Mannschaften so engagiert mitziehen.»

Gab es Veränderungen in der Ligenzusammensetzung?
«Ja, es gab einige Wechsel: Charlottenburg II und TB Germania Neulußheim konnten nachrücken, weil sich Fortuna Berlin II und SV Dallgow leider abgemeldet haben. Das war schade – beide Teams haben unsere Liga bereichert. Gleichzeitig ist es schön zu sehen, dass es weiterhin Interesse gibt und neue Mannschaften nachrücken. Besonders interessant ist dabei, dass sich der anfangs starke Schwerpunkt im Norden, der vor allem durch die hohe Beteiligung Berliner Vereine entstanden ist, nun völlig ausgeglichen hat. Der Süden ist in den letzten Jahren immer stärker geworden, und mit Neulußheim setzt sich dieser Trend fort. Das macht die Staffel B besonders attraktiv.»

Die Saison 2025 der Rhythmischen Sportgymnastik

Staffel A
18./19. Oktober
Düsseldorf
08./09. November
Schwerte
Staffel B
18./19. Oktober
Bretten
08./09. November
Pirmasens
DTL-Finale
06. Dezember
Schmiden

Was erwartest Du sportlich von der Saison 2025?
«In der 1. Liga rechne ich nicht mit großen Überraschungen. Spannender wird es meiner Meinung nach in der 2. Bundesliga – dort treten Mannschaften an, die erst letztes Jahr aus dem Süden in die 3. Liga kamen und sich sofort für die 2. Liga qualifiziert haben. Diese Teams haben noch nicht das Ende ihrer Entwicklung erreicht und streben den Aufstieg in die 1. Bundesliga an. Das Duell zwischen erster und zweiter Liga – wer steigt auf, wer ab – wird in dieser Saison besonders spannend.»

Gibt es Änderungen am Ligamodus oder Regelwerk?
«Nein, das System bleibt wie im vergangenen Jahr. Die neuen Wertungsvorschriften sind bereits umgesetzt. Jetzt hoffen wir vor allem auf steigende Zuschauerzahlen.»

Was wünschst Du Dir von den Teams abseits des Sportlichen?
«Ich würde mir wünschen, dass die Mannschaften weiter daran arbeiten, sich eine eigene Fangemeinde aufzubauen – Fans, die mitreisen und vor Ort richtig Stimmung machen. Auf den Tribünen ist noch viel Luft nach oben. Mehr Leidenschaft im Publikum würde die Atmosphäre enorm bereichern.»

01. Mai 2025
von Nils B. Bohl

Zurück