TURN-WM 2025 | JAKARTA
Keine Visa: Israel kann nicht bei WM starten
Statuten der FIG (Ausgabe 2025)
Artikel 26.4 - Zusicherungen bezüglich Visa
Einreisevisa müssen den Turnerinnen und Turnern sowie den Offiziellen aller Mitgliedsverbände erteilt werden. Wird diese Anforderung nicht erfüllt, wird die Vergabe der Veranstaltung vom Exekutivkomitee mit sofortiger Wirkung annulliert.
Trotzdem reagierte die FIG laut einem Artikel Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Montagsausgabe) bislang lediglich mit einem knappen Statement. Der Verband nehme die Entscheidung «zur Kenntnis» und hoffe auf ein «zukünftiges Umfeld, in dem Sportler aus aller Welt sicher ihrem Sport nachgehen können».

Die Präsidentin des indonesischen Turnverbandes, Ita Yuliati, hatte bereits am Freitag auf einer Pressekonferenz bestätigt, dass israelische Athleten nicht an den Start gehen werden. «Alhamdulillah, FIG versteht Indonesiens Position», sagte sie laut der offiziellen WM-Website. Indonesien halte sich an nationales Recht und wolle die Sicherheit aller Delegationen gewährleisten. Das Nationale Olympische Komitee Indonesiens sprach von einer Entscheidung «nach sorgfältiger Abwägung», um einen reibungslosen Ablauf des Turniers zu garantieren. Die FIG habe, so Yuliati, alle Schritte mitgetragen. Damit steht der Weltverband in der Kritik, politischen Einfluss in Kauf zu nehmen. Seit den Asienspielen 1962 verweigert Indonesien israelischen Sportlern die Einreise; 2023 verlor das Land deshalb bereits die Ausrichtung der U20-Fußball-WM.
«Unhaltbar»: DTB kündigt gemeinsame Note mit Schweizer Turnverband und Turnsport Austria an
Für den Deutschen Turner-Bund ist der Ausschluss unhaltbar. In einer Stellungnahme am Montag zeigte sich der Verband «mit Unverständnis» über die Entscheidung und betonte, dass kein offizieller Beschluss der FIG vorliege. Israel habe ein klar verbrieftes Teilnahmerecht, das durch die Statuten des Weltverbands geschützt sei. Gemeinsam mit dem Schweizerischen Turnverband und Turnsport Austria will der DTB ein Schreiben an die FIG richten, um deren Eingreifen zu fordern. Der Verband sieht in dem Fall einen Bruch des Prinzips der Autonomie des Sports, das staatliche Einflussnahme ausdrücklich ausschließt. «Die FIG muss sich für die Visaerteilung einsetzen, um eine den Statuten entsprechende Weltmeisterschaft durchzuführen», heisst es in der Erklärung.
Unterdessen hat sich auch der israelische Verband an den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) gewandt. In einem Schreiben fordern die Israelis, die Teilnahme ihrer Athleten zu garantieren oder das Turnier abzusagen beziehungsweise zu verlegen. Eine Entscheidung des CAS wird noch vor Beginn der Wettkämpfe erwartet. Während sich die internationale Turnfamilie auf den sportlichen Höhepunkt des Jahres vorbereitet, steht die Glaubwürdigkeit des Weltturnverbands auf dem Spiel – und mit ihr das Bekenntnis zu den Grundwerten des Sports.