OLYMPIA 2024 | PARIS
Kevric und Voss dürfen in Paris noch einmal ran
«Ich war sehr aufgeregt und bin nun froh und stolz auf das, was ich geleistet habe, auch wenn ein paar Fehler dabei waren. Es war ein unglaubliches Gefühl, hier mit Turnerinnen wie Simone Biles in der Halle zu sein», fand Kevric und war überzeugt, nun im Finale noch etwas draufpacken zu können: «Ich bin sehr erleichtert, dass ich hier in Paris die Chance bekomme, es im Finale noch etwas besser zu machen», sagte sie. Die erfahrenere Schäfer-Betz hatte offenbar mit Lampenfieber zu kämpfen. «Heute war ich einfach wahnsinnig aufgeregt am Balken. Ich bin eigentlich ganz gut reingekommen, aber konnte es hinten heraus nicht mehr halten», sagte sie.

Doch auch bei Biles lief nicht alles glatt. Beim Einturnen hatte sie sich eine Wadenverletzung zugezogen. Mit prominenter Unterstützung und einem frenetischen Publikum im Rücken biss die 27-Jährige jedoch anschließend auf die Zähne. Bandagiert und leicht humpelnd trat sie am Sprung an, absolvierte sogar ihren ultra-schwierigen Biles II und sorgte so auch bei Tom Cruise, Snoop Dogg, Lady Gaga und Ariana Grande in den VIP-Logen für höchste Verzückung.
Knapp zwei Punkte hinter Biles lag Rebeca Andrade (BRA), die sich mit drei Top-Ergebnissen am Sprung, Schwebebalken und Boden ebenfalls für die jeweiligen Einzelgerätefinale qualifizierte. Ein erfolgreicher Tag brachte Kaylia Nemour aus Algerien ihrem Ziel einen Schritt näher, Afrikas erste Olympiamedaillengewinnerin im Turnen zu werden. Die 17-Jährige turnte am Stufenbarren mit 15,600 die höchste Wertung des Tages, die auf zwei Höchstnoten für Schwierigkeit (7,1) und Ausführung (8,5) basierte.
Die Chinesin Zhou Yaqin brillierte am Schwebebalken mit einer ausgefeilten Übung, mit deren 14,866 Punkten sie sich als Sahnehäubchen noch auf die Übungen von Biles und Andrade setzte und damit ersten Platz für sich beanspruchte. Nicht gänzlich überraschend, schließlich kamen zwei der letzten drei Schwebebalken-Olympiasiegerinnen aus dem Reich der Mitte.
Die Mehrkampfsiegerin von Tokio 2020, Sunisa Lee (USA), qualifizierte sich als Dritte für den Mehrkampf und sicherte sich auch die Finale am Schwebebalken und Stufenbarren. Zwischen den Holmen muss sie sich in Paris der Siegerin von Tokio 2020 stellen: Denn Nina Derwael (BEL) krönte am Sonntag ihr Comeback nach einer Schulterverletzung mit der viertbesten Wertung des Tages.
USA turnt weiter in anderen Sphären
Auch der Rest des Teams fühlte sich im Palais Omnisport wie zu Hause. An Sprung, Schwebebalken und Boden trugen sich die US-Girls mit der höchsten Mannschaftswertung in die Ergebnisliste ein. Insgesamt sammelten sie 172,296 Punkte, satte 5,4 Zähler mehr als ihr härtester Verfolger Italien (166,861), das von Alice D'Amato und Manila Esposito angeführt wurde.
China (166,628) setzte sich mit einer herausragenden Leistung am Stufenbarren, traditionell das stärkste chinesische Gerät, aus dem Feld der konkurrierenden Nationen ab und darf nun auch als Anwärter für einen Platz auf dem Siegerpodest gelten. Als möglicher Spielverderber und Medaillen-Jäger brachte sich jedoch knapp dahinter auch noch Brasilien (166,499) um die Sprung-Olympiasiegerin Rebecca Andrade in Stellung. Japan, Kanada, Großbritannien und Rumänien schafften ebenfalls den Sprung in die achtköpfige Endrunde.
Kanadas Veteranin Elli Black freute sich nach dem Wettkampf ganz besonders, noch einmal bei Olympia mit ihren deutlich jüngeren Teamgefährtinnen in einem Mannschaftsfinale zu stehen. «Ich sah das Funkeln in ihren Augen. Das hat mich daran erinnert, dass dies ein magischer Moment ist, den wir wirklich auskosten müssen. Ich denke, das ist unser Ziel für das Teamfinale. Hoffentlich können wir ein paar kleine Fehler abstellen, die wir hatten, aber wir haben eine weitere Gelegenheit, unser Turnen zu zeigen und Spaß zu haben«, betonte die 28-Jährige aus Halifax.

Medaillenfavorit Frankreich bricht zusammen
Frankreich dagegen zerbrach unter dem Druck des eigenen Heimauftritts in der ausverkauften Arena. Es hatte die Verabredung ihres Lebens werden sollen. Seit Ewigkeiten sind die französischen Turnerinnen befreundet und haben in der Turnhalle zo ziemlich alles gemeinsam erlebt. «Die guten und die schlechten Zeiten», hatte Coline Devillard vor einigen Tagen einmal angemerkt. Was sie jedoch verbinde, sei viel mehr als nur der Sport. «Wir haben gemeinsam davon geträumt, an den Olympischen Spielen teilzunehmen, seit wir uns kennen», sagte Coline Devillard am Sonntagabend nach dem Wettkampf, der zum Höhepunkt ihres Lebenstraums hatte werden soll und sie nun als sportlichen Albtraums begleiten wird.
Denn Bronzemedaillengewinner der Weltmeisterschaften von 2023 machten zahlreiche untypische Fehler und verpassten so die Chance, am Mittwoch französische Turngeschichte zu schreiben. Das Team der Gastgeber wirkte von Beginn an gehemmt und ängstlich, insbesondere Devillard und Melanie De Jesus Dos Santos schienen dem Druck nicht mehr standhalten zu können. Vor den Augen von Fußballstar Antoine Griezmann auf der Tribüne stürzte Dos Santos bei einer Drehung. Am Schwebebalken ging es nicht weiter. Devillard, die als Erste an der Reihe war, verletzte sich am Schienbein und stürzte gleich zweimal. So lastete auch hier der Druck wieder auf den ohnehin schon schwachen Schultern von «MDJDS». Sie war sichtlich verkrampft und machte erneut einen großen Fehler, brach zusammen und flüchtete sich anschließend in die Arme ihrer langjährigen Freundin Devillard. Das Publikum skandierte zwar ihren Namen, doch sie winkte weinend ab. «Ich begann mit einem Sturz, obwohl ich ein Finale am Stufenbarren hätte erreichen können. Ich habe mich zusammengerissen, landete am Balken und wieder auf dem Boden», erzählte sie später unter Tränen. «Ich glaube, das waren meine letzten Spiele. Es waren meine letzten Spiele. Jetzt will ich mich nur noch in ein Loch verkriechen und nicht mehr rauskommen», stammelte sie untröstlich in die Mikrofone.
Was der Anfang einer neuen Erfolgsgeschichte hatte werden sollen, endete in einem sportlichen Debakel. Denn keine Französin erreichte auch nur ein einziges Finale. Und auch nicht das Kollektiv, das auf Platz elf landete.
Männer
Frauen
Event | Olympiasieger | Silbermedaille | Bronzemedaille |
---|---|---|---|
Team | USA ![]() |
Italien ![]() |
Brasilien ![]() |
Mehrkampf | Simone Biles ![]() |
Rebeca Andrade ![]() |
Sunisa Lee ![]() |
Sprung | Simone Biles ![]() |
Rebeca Andrade ![]() |
Jade Carey ![]() |
Stufenbarren | Kaylia Nemour ![]() |
Qiu Qiyuan ![]() |
Sunisa Lee ![]() |
Schwebebalken | Alice D'Amato ![]() |
Zhou Yaqin ![]() |
Manila Esposito ![]() |
Boden | Rebeca Andrade ![]() |
Simone Biles ![]() |
Ana Bărbosu ![]() |
Event | Olympiasieger | Silbermedaille | Bronzemedaille |
---|---|---|---|
Team | Japan ![]() |
China ![]() |
USA ![]() |
Mehrkampf | Shinnosuke Oka ![]() |
Zhang Boheng ![]() |
Xiao Ruoteng ![]() |
Boden | Carlos Adriel Yulo ![]() |
Artem Dolgopyat ![]() |
Jake Jarman ![]() |
Pauschenpferd | Rhys McClenaghan ![]() |
Nariman Kurbanov ![]() |
Stephen Nedoroscik ![]() |
Ringe | Liu Yang ![]() |
Zou Jingyuan ![]() |
Eleftherios Petrounias ![]() |
Sprung | Carlos Adriel Yulo ![]() |
Artur Davtyan ![]() |
Harry Hepworth ![]() |
Barren | Zou Jingyuan ![]() |
Illia Kovtun ![]() |
Oka Shinnosuke ![]() |
Reck | Oka Shinnosuke ![]() |
Angel Barajas ![]() |
Zhang Boheng ![]() |
Land | Turner | Club | Liga |
---|---|---|---|
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Artur Davtyan Vahagn Davtyan |
KTV Obere Lahn KTV Straubenhardt |
2. Bundesliga Nord 1. Bundesliga |
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Noah Kuavita | Exquisa Oberbayern | 2. Bundesliga Süd |
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Felix Dolci | KTV Straubenhardt | 1. Bundesliga |
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Nestor Abad Thierno Diallo Nicolao Mir Joel Plata Rayderlay Zapata |
TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau TuS Vinnhorst TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau KTV Straubenhardt TuS Vinnhorst |
1. Bundesliga 1. Bundesliga 1. Bundesliga 1. Bundesliga 1. Bundesliga |
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Joe Fraser Ruby Evans |
TG Saar II MTV Stuttgart |
3. Bundesliga Süd 1. Bundesliga |
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Yumin Abbadini Lorenzo Casali Mario Macchiati |
StTV Singen StTV Singen TSG Grünstadt |
1. Bundesliga 1. Bundesliga 2. Bundesliga Nord |
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Milad Karimi | TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau | 1. Bundesliga |
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Luca Giubellini Matteo Giubellini |
MTV Ludwigsburg MTV Ludwigsburg |
2. Bundesliga Nord 2. Bundesliga Nord |
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Arican Ferhat Adem Asil Ahmet Önder |
TSV Pfuhl TSV Pfuhl TuS Vinnhorst |
1. Bundesliga 1. Bundesliga 1. Bundesliga |
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Illia Kovtun Petro Pakhniuk Oleksander Petrenko Igor Radivilov Vladyslav Rozkhov Nikita Sirosh Radomyr Stelmakh Mykola Syniukhin Oleg Verniaiev |
KTV Straubenhardt Siegerländer KV TSV Buttenwiesen SC Cottbus TuS Vinnhorst II TSG Backnang SC Cottbus TG Saar II TG Saar |
1. Bundesliga 2. Bundesliga Nord 2. Bundesliga Süd 1. Bundesliga 3. Bundesliga Nord 3. Bundesliga Süd 1. Bundesliga 2. Bundesliga Nord 1. Bundesliga |
So geht's weiter bei Olympia in Paris
Montag, 29. Juli
Teamfinale Männer (17:30 Uhr)
Dienstag, 30. Juli
Teamfinale Frauen (18:15 Uhr)
Mittwoch, 31. Juli
Mehrkampfinale | Männer (17:30 Uhr)
Donnerstag, 1. August
Mehrkampfinale | Frauen (18:15 Uhr)
Samstag, 3. August
Finale Boden | Männer (15:30 Uhr)
Finale Sprung | Frauen (16:20 Uhr)
Finale Pauschenpferd | Männer (17:15 Uhr)
Sonntag, 4. August
Finale Ringe | Männer (15:00 Uhr)
Finale Stufenbarren | Frauen (15:40 Uhr)
Finale Sprung | Männer (16:20 Uhr)
Montag, 5. August
Finale Barren | Männer (11:45 Uhr)
Finale Schwebebalken | Frauen (12:35 Uhr)
Finale Reck | Männer (13:35 Uhr)
Finale Boden | Frauen (14:25 Uhr)