Ms Bombastic Biles: Die Königin bleibt im Amt

Simone Biles bleibt die Königin unter den Turnerinnen. Die 22 Jahre alte Texanerin gewann am Donnerstag bei der WM in Stuttgart ihren fünften Mehrkampftitel. Mit 58,999 Punkten lag sie im Finale deutlich vor der 16-jährigen Chinesin Tang Xijing (56,899). Fünf Zehntelpunkte dahinter gewann die Russin Angelina Melnikowa Bronze. «Ich fühle mich ziemlich selbstbewusst und begeistert, was meine Leistungen heute Abend angeht. Ich bin ziemlich zufrieden mit meiner Leistung. Es war mein fünfter Mehrkampftitel, ich könnte kaum stolzer auf mich und mein Team sein», sagte Biles nach der Siegerehrung in der restlos gefüllten Hanns-Martin-Schleyer-Halle. Nur, um die eigene Begeisterung dann wieder etwas einzubremsen. «Aber ich habe noch vier Finals vor mir, also sollte ich besser auf dem Boden bleiben», fand sie.

Elisabeth Seitz vom MTV Stuttgart und Sarah Voss vom TZ DSHS Köln lieferten einen guten Wettkampf ab. Während Seitz als Sechste mit 15,999 Punkten die beste WM-Platzierung im Mehrkampf ihrer Laufbahn erturnte, konnte sich auch die Kölnerin Sarah Voss mit 54,898 Zählern über ein gelungenes Mehrkampffinale-Debüt freuen. Sie landete im Endklassement am Ende auf Rang zehn. «Ich weiß jetzt, dass ich ganz oben mit turnen kann. Und das nicht nur am Stufenbarren, sondern auch im Mehrkampf. Das muss ich mir erst mal noch auf der Zunge zergehen lassen. Das ich so Weltklasse bin, hätte ich mir nicht erträumen können», sagte Seitz, die in Stuttgart auf der Woge der beigeisterten Zuschauer ritt. «Ich habe meine Energie hauptsächlich daraus gezogen, dass das Publikum so hinter uns stand. Man hat gespürt, dass sie mit mir und Sarah gezittert haben», erzählte sie.

Seit gestern kämpfte allerdings Seitz mit einer Erkältung. «Heute früh hatte ich noch nicht wirklich viel Energie. Ich war ein bisschen traurig. Ich habe mich so lange auf alles vorbereitet und jetzt kommt so eine blöde Erkältung», räumte sie ein. Als sie dann aber in die Arena eingelaufen sei, sei ihr das alles plötzlich egal gewesen. «Ich wollte nur noch zeigen, was ich alles kann. Und das ist mir heute extrem gut gelungen». Große Freude herrschte auch bei der zweiten deutschen Mehrkampffinalistin. «Unter den Top Ten der Welt - das ist einfach unbeschreiblich und hört sich für mich total surreal an», sagte eine überglückliche Sarah Voss. Es sei eigentlich schon eine riesige Sache gewesen, überhaupt im Mehrkampffinale zu stehen. «Ich habe jeden Moment genossen, alles aufgesogen und versucht, so viele Eindrücke wie möglich mitzunehmen», sagte sie. Erster Programmpunkt nach der Interviewpflicht sei nun, den Mehrkampferfolg zu genießen und dabei alle Bekannten, Freunde und Verwandten «zu knuddeln, bis der Arzt kommt.»

Pech hatte dagegen die Kanadierin Ellie Black. Sie landete bei ihrem letzten Gerät Sprung unglücklich und musste die Arena mit einer Sprunggelenksverletzung auf Krücken verlassen.

10. Oktober 2019
von Thomas Zeier

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