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Nach 12 Jahren kämpft Cottbus wieder um den Titel

Die Vorfreude in Cottbus ist groß: zum ersten Mal nach 12 Jahren trägt die Mannschaft aus der Lausitz die rot-weißen Farben des Rekordmeisters wieder bis in den Endkampf um den deutschen Meistertitel. Der lange und entbehrungsreiche Weg ohne Titelehren könnte am 3. Dezember zu einem glücklichen Ende finden. «Es fühlt sich gut an. Man merkt es auch in der Region hier», berichtet Teammanager Devin Woitalla am Donnerstag.

«Wir sind in aller Munde. Alle sind ein bisschen aufgeregt, denn so eine große Bühne haben noch nicht alle erlebt». Ein bisschen surreal fühle sich die Finalteilnahme aber noch immer an. «Wir können es eigentlich nicht fassen, wie weit wir in dieser Saison gekommen sind. Am Anfang wollten wir nur eine Medaille. Dann haben wir irgendwann spekuliert, ob es vielleicht für das große Finale reichen könnte. Und nun sind wir tatsächlich da», strahlte er.

Gegner TuS Vinnhorst, der mit einem 12:0-Gerätpunkte starken Husarenritt am letzten Wettkampftag den Sprung zurück ins große Finale geschafft hat, haben sie in der Lausitz bereits genauer unter die Lupe genommen. «Wir haben die letzte Partie von Vinnhorst analysiert und wird dachten, oh, was ist denn da auf einmal passiert. Uns war schnell klar, dieses Vinnhorst, auf das wir am Wochenende treffen werden nicht jenes Vinnhorst ist, auf das wir im Frühjahr getroffen sind. Da haben wir noch gewonnen. Dieses nun fühlt sich an wie ein komplett anderes Team», räumt Woitalla ein. Um gegen die Niedersachsen bestehen zu können, müssen die Cottbuser die letzten Prozent Leistung aus jedem einzelnen Turner herauskitzeln. «Wir müssen von der Schwierigkeit noch ein bisschen was draufpacken. Und das, was wir turnen, müssen wir versuchen sauber zu turnen. Am besten wir lassen erst gar keine Punkte liegen. Denn ich glaube nicht, wenn Vinnhorst einmal einen Vorsprung herausgearbeitet hat, dass wir da noch einmal herankommen können», ist Woitalla bewusst.

Mit Ausnahme des Zyprers Marius Georgiou, der sich einer Schulter-OP unterziehen musste, können die Lausitzer mit einem kompletten Kader nach Neu-Ulm fahren. «Er wäre eine extreme Hilfe gewesen. Aber so müssen wir eben ohne ihn klarkommen», sagte Woitalla. Die beiden Ukrainer Igor Radivilov und Roadomyr Stelmakh stehen dem Teammanager der Lausitzer aber ebenso zur Verfügung wie der Brasilianer Francisco Baretto Junior. «Viele kleine Fan-Busse» werden laut Woitalla darüber hinaus für zusätzliche Unterstützung in der ratiopharm Arena sorgen.

Die Entscheidungen am grünen Tisch der jüngsten Vergangenheit haben die Cottbuser nur als tiefenentspannte Zuschauer wahrgenommen. «Was da abging, hat uns eigentlich gar nicht interessiert. Denn wir wussten, dass wir auf jeden Fall dort bleiben würden, wo wir waren. Die sollen ruhig alle ihre Probleme ausfechten, wir hatten damit keinen Stress. Und ob wir nun im Finale auf Vinnhorst, Wetzgau oder Straubenhardt treffen, war uns egal. Leichte Gegner gibt es im Finale keine», ist Woitalla überzeugt. Sein Mitgefühl gilt allerdings der TG Saar, die es nach seiner Ansicht aufgrund ihrer Aufholjagd auch verdient gehabt hätte, im kleinen Finale zu stehen. Dass dort nun ausgerechnet die beiden Streithähne aus Straubenhardt und Wetzgau eine sportliche Lösung finden müssen, findet Woitalla einen charmanten Wink des Schicksals. «Ein bisschen freue ich ja wirklich auf dieses Duell», sagte er mit einem verschmitzten Lächeln.

01. Dezember 2022
von Nils B. Bohl

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