TURN-WM 2025 | JAKARTA
Neutrale Melnikova dominiert wieder

Mit einem Feuerwerk an Höchstschwierigkeiten ist die Qualifikation der Frauen bei den Turn-Weltmeisterschaften in Jakarta zu Ende gegangen. Nach zehn spannenden Durchgängen führt die Olympiasiegerin Angelina Melnikova (neutraler Status) das Feld der Mehrkämpferinnen mit 54,566 Punkten an. Hinter ihr folgen Japans Routinierin Sugihara Aiko (54,099) und Algeriens Olympiasiegerin Kaylia Nemour (53,865). Melnikova eröffnete ihren Wettkampf mit einem Yurchenko mit Doppelschraube und einem schwierigen Cheng, zwei der anspruchsvollsten Sprünge des Wettbewerbs. Am Schwebebalken musste sie jedoch einen Sturz in ihrer akrobatischen Serie hinnehmen. Dennoch reichte die Gesamtleistung klar zur Führung in der Mehrkampfwertung. Die 25-jährige Melnikova geht damit als Top-Qualifikantin am Sprung und als Favoritin auf den Mehrkampftitel in die Finaltage.

Bekannte Gesichter dominierten die Qualifikation der Frauen: Allen voran die neutrale Angelina Melnikova.

Nemour, die nach einem turbulenten Jahr mit Trainerwechsel und Vereinsumzug erstmals wieder auf großer Bühne auftrat, zeigte am Stufenbarren die mit Abstand schwierigste Übung des Wettbewerbs. Ihre 15,533 Punkte lagen fast eine volle Zähler über dem Rest des Feldes. Auf dem Balken und beim Sprung unterliefen ihr jedoch Fehler, die eine bessere Gesamtplatzierung verhinderten. «Ich habe gezeigt, dass ich noch da bin», sagte die 18-Jährige. «Aber ich brauche jetzt Ruhe und Erholung – ich bin müde.» Sugihara hingegen überzeugte mit Konstanz und feinem Ausdruck, insbesondere am Boden zu George Gershwins «Rhapsody in Blue». Ihre Rückkehr nach sechs Jahren WM-Pause kommentierte sie mit sichtbarer Erleichterung: «Ich war nervös, aber stolz, wieder für Japan turnen zu dürfen.»

Schönmaier in zwei Finale – Stöhr ebenfalls weiter

Aus deutscher Sicht verlief der Montag erfreulich. Karina Schönmaier (TSV Tittmoning-Chemnitz) zog gleich in zwei Finals ein: Als Vierte am Sprung (14,049 Punkte) und als Sechste im Mehrkampf (52,131) bestätigte sie ihre aktuelle Topform. Auch Silja Stöhr vom Bundesligisten TG Mannheim qualifizierte sich als 17. mit 50,731 Punkten für das Mehrkampffinale. Jesenia Schäfer (49,365) beendete ihren WM-Einstand solide, verpasste jedoch die Top 24. «Die Mädchen sind sehr ruhig und konzentriert geblieben – das war heute eine starke Leistung», lobte Trainer Anatol Ashurkov. Schönmaier ergänzte: «Ich bin sehr zufrieden. Am Sprung konnte ich beide Übungen stabil zeigen.»

Steht in Jakarta im Mehrkampffinale und im Finale am Sprung: Karina Schönmaier vom TSV Tittmoning-Chemnitz.

Den Grundstein für ihren Erfolg legte die Europameisterin gleich zu Beginn. Ihr Yurchenko mit Doppelschraube (14,033) und der anschließende Omelianchik (13,666) ergaben den starken Mittelwert, der ihr den Finaleinzug sicherte. Auch am Stufenbarren blieb sie souverän (13,066), lediglich am Balken (12,166) verlor sie durch ein nicht anerkanntes Element Punkte. Am Boden rundete sie ihren Auftritt mit 12,866 ab – eine saubere, wenngleich nicht ganz finale Reifeleistung.

Weltklasse von Afrika bis Asien

Während Schönmaier und Stöhr das deutsche Team würdig vertraten, bestimmten internationale Routiniers das Gesamtbild der Qualifikation. Melnikova zeigte zwei Höchstschwierigkeiten am Sprung – eine Yurchenko-Doppelschraube und einen Cheng – und erzielte damit die höchste Sprungwertung des Feldes. Ihre Landsfrau Deng Yalan (CHN) folgte mit einem Rudi und einem Doppeltwist-Tsukahara knapp dahinter. Am Stufenbarren überzeugte erneut Nemour, gefolgt von Yang Fanyuwei (CHN/14,566). Auf dem Boden setzte Sabrina Maneca-Voinea (ROU) mit 13,366 die Bestmarke, während Zhang Qingying (CHN) mit 14,366 Punkten die Balkenwertung dominierte.

«Es ist eine Freude, diese Vielfalt an Stilen und Nationen zu sehen», lobte FIG-Technikdirektorin Donatella Sacchi. «Von Afrika bis Asien – das ist Weltklasse.» Für Deutschland bedeutet die doppelte Finalqualifikation von Schönmaier einen wichtigen Schritt auf dem Weg zurück in die Weltspitze.

Mehrkampffinale der Frauen startet am Donnerstag ab 13:30 Uhr

Am Donnerstag steht in der Indonesia Arena das Mehrkampffinale der Frauen (13:30 Uhr bis 16:00 Uhr) auf dem Programm. Neben Schönmaier und Stöhr kämpfen dort die 24 besten Turnerinnen der Welt um die Medaillen. Nemour visiert zusätzlich das Stufenbarrenfinale an, während Melnikova und Sugihara als Topfavoritinnen in das Duell um WM-Gold gehen.

vor 10 Stunden
von Nils B. Bohl

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