TURNEN INTERNATIONAL
Österreichs Turnerinnen wollen Gabi Frehse

Gabi Frehse, Trainerin des zweifachen deutschen Meisters TuS Chemnitz-Altendorf, könnte ihr Engagement für die österreichische Nationalmannschaft bald weiter ausbauen. «Ein Vertrag ist noch nicht unterschrieben, noch nicht einmal aufgesetzt», bremste allerdings Generalsekretär Robert Labner am Sonntag gegenüber dem DTL-Newskanal. Richtig sei jedoch, dass die Chemnitzerin «Wunschtrainerin der Nationalkaderturnerinnen» sei und der Verband Turnsport Austria sich eine Verpflichtung von Frehse sehr gut vorstellen könne. Frehse selbst sieht sich dagegen noch nicht dauerhaft in der Alpen-Republik.

«Ich habe ja in Deutschland einen geltenden Arbeitsvertrag, den ich durch eine Kündigungsschutzklage gewonnen habe. Es wäre nicht sehr klug, wenn ich den kündigen würde», sagte sie einen Tag später gegenüber dem DTL-Newskanal. Geht es jedoch nach den österreichischen Verantwortlichen, könnte Frehse bald im Turnzentrum in Linz die Top-Athletinnen trainieren. «Wir könnten uns sehr gut vorstellen, dass sie das Team auf die Weltmeisterschaften vorbereitet. Und, wenn alles gut läuft, dann auch auf die Olympischen Spiele», erklärte Labner. Völlig unerwartet kommt dieser Wunsch nach dem 12. Platz der Österreicher bei den Europameisterschaften im April im türkischen Antalya nicht mehr. Denn Frehse hatte bereits im Vorfeld der EM periodisch mit den Turnerinnen am Bundestützpunkt in Linz gearbeitet. «Und alle waren hellauf begeistert und wollten sie unbedingt aktiv haben», berichtet Labner. Dies ist auch Frehse nicht verborgen geblieben, ihr Engagement will sie daher in jedem Fall fortführen. «Ich werde weiter versuchen, in Österreich zu helfen. Soweit das in meinen Möglichkeiten steht und um sie zu unterstützen, bis sie einen geeigneten Trainer finden», erklärte die Chemnitzerin, schränkte aber gleichzeitig ein: «Das ist aber nur so, wie es im Moment ist: einmal im Monat».

Feinschliff aus dem deutschen Osten: Gabi Frehse (links) soll Österreichs Turnerinnen fit für Weltmeisterschaft und Olympia machen. | Foto: GES/Nils B.Bohl
Feinschliff aus dem deutschen Osten: Gabi Frehse (links) soll Österreichs Turnerinnen fit für Weltmeisterschaft und Olympia machen.

In Deutschland ist Frehse dagegen umstritten, seit die in Chemnitz trainierende Schwebebalken-Weltmeisterin Pauline Schäfer-Betz vom Rekordmeister MTV Stuttgart sowie weitere Turnerinnen schwere Vorwürfe gegen die 63 Jahre alte Trainerin erhoben hatten. Nach deren Darstellung soll sie Athletinnen im Training schikaniert und keinen Widerspruch zugelassen sowie Medikamente ohne ärztliche Verordnung verabreicht haben.

Frehse hatte diese Vorwürfe jedoch stets bestritten. In erster Instanz hatte das Arbeitsgericht Chemnitz im vergangenen Oktober die nach den Vorwürfen ausgesprochene Kündigung für unwirksam erklärt. Gegen das Urteil war der OSP in Berufung gegangen. Auch ein 2020 von der Staatsanwaltschaft Chemnitz eröffnetes Ermittlungsverfahren zum Vorwurf der fahrlässigen Körperverletzung wurde am 16. Februar diesen Jahres eingestellt. Der Deutsche Turner-Bund (DTB) dagegen hatte in einer nach eigenen Angaben unabhängigen Untersuchung schwerwiegende Pflichtverletzungen in 17 Fällen festgestellt. Der Verband lehnt es seitdem ab, mit Frehse in seinem Einflussbereich weiter zusammenzuarbeiten.

Die Österreicher schreckt der Streit im Nachbarland dagegen nicht. «Wir kennen alle Vorwürfe, die gegen Gabi Frehse erhoben wurden und wir haben mit ihr darüber sehr nüchtern und detailliert gesprochen», unterstrich Labner. Er äußerte aber gleichzeitig auch Verständnis für die Haltung der deutschen Verantwortlichen: «Wir können auch den DTB verstehen. Und wir wissen auch, dass das durchaus eine Belastungsprobe sein kann. Wir sind aber sicher, dass Gabi Frehse bei uns nichts falsch machen wird», ist der Generalsekretär des österreichischen Turnverbands überzeugt.

15. Mai 2023
von Nils B. Bohl

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