DIE FINALS 2025 | DRESDEN
Palastrevolution in Dresden: Schäfer stürzt Schönmaier

Jesenia Schäfer hat am Sonntag bei den Deutschen Meisterschaften im Turnen für eine kleine Palastrevolte gesorgt. Die 15-Jährige vom Tabellenführer TSV Tittmoning-Chemnitz gewann überraschend das Sprungfinale in Dresden. Sie machte damit ihrer Teamkollegin Karina Schönmaier, der amtierenden Europameisterin an diesem Gerät, zumindest den deutschen Thron streitig. Schäfer zeigte zwei sauber geturnte Sprünge (einen Yurchenko mit Schraube und einen Überschlag-Bücksalto) und erhielt 13,166 Punkte. Schönmaier wurde nach einem Landeproblem beim zweiten Sprung und dem daraus resultierenden Abzug beim Schwierigkeitswert mit 13,016 Punkten Zweite. «Es war einfach ein unfassbares Gefühl, als ich gesehen habe, dass ich auf Position eins gerutscht bin», sagte Schäfer strahlend. Dritte wurde Mia Reimann vom TSV Jetzendorf mit 12,833 Punkten.

Machte in Dresden Europameisterin Karina Schönmaierden deutschen Thron streitig: Jesenia Schäfer vom TSV Tittmoning-Chemnitz.

Auch am Stufenbarren gab es einen Premierentitel: Meolie Jauch vom Zweitligisten TS NeckarGym Nürtingen gewann den Endkampf mit 13,233 Punkten und feierte damit ihre erste deutsche Meisterschaft. Hinter ihr lieferten sich Karina Schönmaier und Janoah Müller ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Beide erreichten 13,166 Punkte, doch Schönmaier wurde aufgrund ihrerer besseren Ausführung Zweite, Müller landete auf Rang drei. Für Schönmaier war es nach dem Sprung ihre zweite Medaille des Tages.

Feierte in Dresden am Stufenbarren ihren ersten deutschen Meistertitel: Meolie Jauch vom Zweitligisten TS NeckarGym Nürtingen

Die Freude zwischen den Chemnitzer Teamkolleginnen blieb trotz der umgekehrten Rollen am Sprung ungetrübt. «Als ich zu Karina meinte, dass es mir total leid für sie tut, meinte sie zu mir, dass sie es mir total gönnt», erzählte die neue Deutsche Meisterin. Schäfers unerwarteter Triumph und Jauchs Premierensieg machten den Finaltag der Frauen zu einem der emotionalen Höhepunkte der Meisterschaften in Dresden.

Alle Informationen zu den FINALS 2025 in Dresden

Männer

Event Deutscher Meister Silbermedaille Bronzemedaille
Mehrkampf Timo Eder Alexander Kunz Valentin Zapf
Boden Timo Eder Dario Sissakis Leonard Prügel
Pauschenpferd Nils Dunkel Timo Eder Alexander Kunz
Ringe Alexander Kunz Artur Sahakyan Dario Sissakis
Sprung Leonard Prügel Anton Bulka Tom Schultze
Barren Dario Sissakis Nils Dunkel Valentin Zapf
Reck Alexander Kunz Valentin Zapf Lucas Kochan

Frauen

Event Deutscher Meister Silbermedaille Bronzemedaille
Mehrkampf Karina Schönmaier Lea Wartmann Jessica Schlegel
Sprung Jesenia Schäfer Karina Schönmaier Mia Reimann
Stufenbarren Meolie Jauch Karina Schönmaier Janoah Müller
Schwebebalken Lea Wartmann Aiyu Zhu Karina Schönmaier
Boden Karina Schönmaier Silja Stöhr Lea Wartmann
Deutsche Mehrkampfmeister seit 1990
Jahr Männer Frauen Rhythmische Sportgymnastik
2025 Timo Eder Karina Schönmaier Darja Varfolomeev
2024 Lukas Dauser Helen Kevric Margarita Kolosov
2023 Pascal Brendel Elisabeth Seitz Darja Varfolomeev
2022 Lukas Dauser Sarah Voss Darja Varfolomeev
2021 Lukas Dauser Elisabeth Seitz Margarita Kolosov
2020
       
2019 Andreas Toba Sarah Voss Emelie Erbes
2018 Marcel Nguyen Elisabeth Seitz Lea Tkaltschewitsch
2017 Lukas Dauser Elisabeth Seitz Lea Tkaltschewitsch
2016 Andreas Toba Sophie Scheder Laura Jung
2015 Fabian Hambüchen Elisabeth Seitz Jana Berezko-Marggrander
2014 Fabian Hambüchen Kim Bui Jana Berezko-Marggrander
2013 Fabian Hambüchen Elisabeth Seitz Jana Berezko-Marggrander
2012 Fabian Hambüchen Elisabeth Seitz Laura Jung
2011 Philipp Boy Elisabeth Seitz Laura Jung
2010 Marcel Nguyen Elisabeth Seitz Alexandra Zapekina
       
2009 Fabian Hambüchen Kim Bui Annika Rejek
2008 Fabian Hambüchen Oksana Chusovitina Karolina Raskina
2007 Fabian Hambüchen Oksana Chusovitina Klaudia Wittmann
2006 Fabian Hambüchen Daria Bijak Johanna Gabor
2005 Fabian Hambüchen Daria Bijak Lisa Ingildeeva
2004 Thomas Andergassen Lisa Brüggemann Lisa Ingildeeva
2003 Ronny Ziesmer Katja Abel Lisa Ingildeeva
2002 Sven Kwiatkowski Conny Schütz Annika Rejek
2001 Thomas Andergassen Birgit Schweigert Helena Asmus
2000 Sergej Pfeifer Birgit Schweigert Edita Schaufler
       
1999 Andreas Wecker Samira Jäger Edita Schaufler
1998 Sven Kwiatkowski Yvonne Pioch Edita Schaufler
1997 Sergei Charkow Gritt Hofmann Edita Schaufler
1996 Peter Nikiferow Kathleen Stark Magdalena Brzeska
1995 Valeri Belenki Yvonne Pioch Magdalena Brzeska
1994 Marius Toba Gabi Weller Magdalena Brzeska
1993 Oliver Walther Sandra Tomaschko Magdalena Brzeska
1992 Andreas Wecker Diana Schröder Christiane Klumpp
1991 Andreas Wecker Anke Schönfelder Sandra Schöck
1990 Mike Beckmann Anja Wilhelm Michaela Ziegler
Die Zeit nach der Wiedervereinigung

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 begann für die Deutschen Meisterschaften im Turnen ein neues Kapitel. Über vier Jahrzehnte lang hatten Turnerinnen und Turner ihre Titel in getrennten Systemen ermittelt: in der Bundesrepublik unter dem Dach des Deutschen Turner-Bundes, in der DDR im Rahmen des staatlich geförderten Leistungssports. Nun standen sich erstmals seit 1945 wieder die besten Athletinnen und Athleten beider Seiten in einem gemeinsamen Wettbewerb gegenüber. Das Zusammenwachsen der beiden Sporttraditionen war nicht nur ein sportliches, sondern auch ein organisatorisches Ereignis von historischer Bedeutung. Unterschiedliche Trainings- und Förderstrukturen trafen aufeinander: das vereinsbasierte, föderale Modell der Bundesrepublik und das zentral gesteuerte Hochleistungssystem der DDR. Die ersten gesamtdeutschen Meisterschaften wurden so zu einem Symbol der Einheit und gleichzeitig zu einer neuen Bühne des Spitzenturnens, auf der ehemalige Konkurrenten nun Seite an Seite antraten.

Deutsche Mehrkampfmeister
ab 1990| 1989-1949 | 1921-1949 | vor 1921

02. August 2025
von Nils B. Bohl

Zurück