BUNDESLIGA | RSG
Karlsruhes Powerfrau an allen Fronten

Bachmayer gehört zu jener Generation, die den Übergang von der aktiven Gymnastin zur Trainerin ohne Bruch geschafft hat. Nach dem Dreifach-Gold mit der Gruppe des TV Dahn bei den Deutschen Meisterschaften 2023 beendete sie ihre Karriere. «Ich wollte den Moment, in dem ich oben stehe, selbst bestimmen», sagt sie. Heute steht sie nicht mehr auf der Fläche, sondern an der Seite. Ihre Schützlinge nennt sie liebevoll «die Mädels». Gemeinsam mit Shana Rudolph, Anja Engster und Isabel Gräbe bildet sie den Kern des Organisationsteams rund um den Bundesligawettkampf des SSC Karlsruhe – vier Frauen, die die Bundesliga von innen heraus mit Leben füllen.
Die Energie, mit der Bachmayer über ihren Sport spricht, ist ansteckend. Sie erzählt von langen Abenden in der Halle, von unzähligen Trainingseinheiten und von immer mehr an Verantwortung, die sie übernommen hat. «Ich kann schlecht Nein sagen», gibt sie lachend zu. «Aber das hier ist meine Leidenschaft. Es macht mich einfach glücklich.» Ihre Eltern, selbst tief im Sport verwurzelt, hätten ihr diese Hingabe vorgelebt. Was bei anderen nach Pflicht klingt, ist für sie Antrieb.

Im vergangenen Sommer erhielt sie eine Anfrage, die weit über den üblichen Traineralltag hinausging. Eine Karlsruher Agentur suchte eine Künstlerin für den Auftritt bei der Abschlusszeremonie der World Games im chinesischen Chengdu – und fand in Bachmayer die ideale Botschafterin. «So eine Chance lässt man sich nicht entgehen», sagt sie. Zehn Tage China, ein Auftritt vor zehntausenden Mensche waren Erlebnis, das sie wohl nie vergessen wird. Sie erzählt von Nächten voller Proben und Interviews, dem warmem Regen, der die Bühne am Tag der Schlussfeier unter Wasser setzte, von hektischen Umbauten in letzter Minute,. «Ich konnte nicht mehr alle Drehungen tanzen, der Boden war zu rutschig. Aber als die Lichter angingen, war alles vergessen», erzählt Bachmayer, die stattdessen routiniert improvisierte.
Ein Stückchen China mit nach Deutschland bringen
Von China hat sie mehr mitgenommen als nur Fotos. Sie spricht von der chinesischen Gastfreundschaft, von der Präzision, mit der die Organisatoren gearbeitet haben. «Da hat nichts gefehlt, kein Detail war dem Zufall überlassen. Und alle haben permanent miteinander gesprochen – das war beeindruckend», zählt sie auf. Für Karlsruhe, das 2029 selbst Gastgeber der World Games sein wird, wünscht sie sich genau das: klare Kommunikation, enge Abstimmung und ein Gefühl der Verbundenheit zwischen allen Beteiligten.
Ein Gemeinsamkeitsgefühl, dass sie auch in ein anderes Großprojekt hineintragen will. Der SSC Karlsruhe richtet seinen ersten Bundesliga-Wettkampf aus – aber nicht in Karlsruhe, sondern im nahen Bretten. Die eigene Halle ist zu niedrig, also fiel die Wahl auf den TV Bretten und seine moderne Anlage. «Die waren sofort begeistert», sagt Bachmayer. «Es war, als hätten sie nur darauf gewartet.» Sie lacht, dann wird sie ernst: «So einen Wettkampf zu organisieren ist Neuland. Livestream, Ticketverkauf, Catering – das sind alles Dinge, die wir vorher noch nie gemacht haben.» Hilfe bekommt sie von ihrem Vater Alex, der selbst viele solcher Wettkämpfe ausgerichtet hat. «Den habe ich oft angerufen», verrät sie und grinst: «Der Mann hat einfach Ahnung.»
Nähe schaffen zwischen Publikum und Gymnastinnen
Was sie mit Bretten schaffen will, geht über die reine Veranstaltung hinaus. Sie möchte Nähe schaffen – zwischen Publikum und Gymnastinnen. «Bundesliga ist anders als alles andere. Da zählt das Team, da wird laut angefeuert, jede kämpft für die andere. Das soll man auch spüren», fordert sie. Denn das sei ein Gefühl, das in dieser Sportart sonst nur schwer zu bekommen sei. Die Wettkampfhalle soll nach Bachamyers Willen hell und offen wirken, das Publikum möglichst nah an der Fläche sitzen. Was sie permanent antreibt ist eine Mischung aus Präzision und Begeisterung. «Ich will, dass die Mädchen mit einem guten Gefühl auf die Fläche gehen», betont sie.
Dass sie sich dabei selten schont, weiß sie selbst. Zwischen Studium, Training, Wettkampforganisation und Reisen bleibt wenig Raum. «Ich neige dazu, immer noch mehr zu machen», sagt sie. «Aber ich habe Freunde und Familie, die auf mich aufpassen. Manchmal höre ich auf sie», erklärt sie mit einem Lächeln. Ihre Augen verraten jedoch: selten.
Am 18. Oktober will sie wieder mit ihrem Team in der 2. Bundesliga antreten – diesmal als Trainerin und Moderatorin zugleich. Denn die 1. Liga wird sie als Kommentatorin im Livestream auf Sporteurope.TV begleiten. Auch am Sonntag ist Ausschlafen keine Option: Dann wird Bachmayer in der 3. Bundesliga als Linienrichterin im Einsatz sein. Danach, so hofft sie zumindest, vielleicht ein Tag Pause. Vielleicht.
Denn ihr Ziel ist klar: den SSC zu einem festen Bestandteil der Bundesliga zu machen, vielleicht sogar zu einem Aushängeschild der Region. «Wir sind auf einem guten Weg», findet sie. «Wir haben gerade unseren ersten Talentschulpokal organisiert, neue Strukturen aufgebaut, neue Kontakte geknüpft. Es läuft.» Und während sie das noch sagt, spürt man, dass sie bereits an die nächste Aufgabe zu denken beginnt.
Denn Maxima Bachmayer ist eine, die immer weitermacht – selbst wenn der Tag längst vorbei ist.