TURN-WM 2025 | JAKARTA
Sportgerichtshof weist Israels Eilanträge ab

Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne hat die beiden Eilanträge des israelischen Turnverbands zur Teilnahme an der am 19. Oktober beginnenden Weltmeisterschaft in Jakarta abgewiesen. Damit steht fest: Israel wird bei der 53. Turn-WM nicht an den Start gehen. Die Anträge richteten sich gegen den Weltturnverband FIG, der die Entscheidung der indonesischen Behörden, keine Visa für die israelische Delegation auszustellen, lediglich «zur Kenntnis» genommen hatte. Nach Ansicht der FIG liege die Visavergabe allein in der Verantwortung des Gastgeberlandes. Das CAS lehnte die beantragten vorläufigen Maßnahmen ab – der erste Antrag mangels Zuständigkeit, der zweite wird in der Hauptsache weiterverhandelt.

Die israelische Seite hatte argumentiert, dass die FIG gegen ihre eigenen Statuten verstoße. Diese verpflichten den Weltverband, eine Veranstaltung mit sofortiger Wirkung zu entziehen, wenn einem Mitgliedsverband die Einreise verweigert wird. Artikel 26.4 schreibt ausdrücklich vor, dass allen Athleten und Offiziellen der Mitgliedsnationen Visa erteilt werden müssen. Israel sah im Schweigen der FIG einen «Bruch des Prinzips der Sportautonomie» und sprach von Diskriminierung. Auch der Deutsche Turner-Bund zeigte sich «mit Unverständnis» über das Verhalten des Weltverbands und kündigte eine gemeinsame Note mit den Verbänden aus der Schweiz und Österreich an.

TURNEN: WELTMEISTERSCHAFTEN 2025
DER INTERNATIONALE SPORTGERICHTSHOF (CAS) WEIST ZWEI ANTRÄGE AUF VORLÄUFIGE MASSNAHMEN DES ISRAELISCHEN TURNVERBANDES ZURÜCK

Lausanne, 14. Oktober 2025 – Der Internationale Sportgerichtshof (Court of Arbitration for Sport, CAS) hat über Anträge auf vorläufige Maßnahmen entschieden, die im Zusammenhang mit zwei Berufungen des israelischen Turnverbandes (Israel Gymnastics Federation, IGF) zur Teilnahme der israelischen Delegation an den 53. Weltmeisterschaften im Kunstturnen 2025 in Jakarta (Weltmeisterschaften) eingereicht wurden. Beide Anträge auf vorläufige Maßnahmen wurden abgelehnt.

Die Weltmeisterschaften finden vom 19. bis 25. Oktober 2025 statt. Am 10. Oktober 2025 hatte die indonesische Regierung erklärt, dass den israelischen Athleten, die an den Wettkämpfen teilnehmen sollten, keine Visa erteilt werden. Daraufhin reichte die IGF zwei Berufungen beim CAS ein und beantragte dringende vorläufige Maßnahmen.

Die erste Berufung, eingereicht am 10. Oktober 2025, richtet sich gegen den Weltturnverband FIG und fordert die Aufhebung der am selben Tag veröffentlichten Erklärung der FIG, in der diese «zur Kenntnis nimmt», dass Indonesien der israelischen Delegation keine Visa ausgestellt hat.

Die zweite Berufung, eingereicht am 13. Oktober 2025, wurde gemeinsam mit sechs für die Weltmeisterschaften qualifizierten israelischen Athleten (Artem Dolgopyat, Eyal Indig, Ron Payatov, Lihie Raz, Yali Shoshani und Roni Shamay) erhoben und richtet sich ebenfalls gegen die FIG. In dieser Berufung wird beantragt, dass der CAS die FIG anweist, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Teilnahme Israels an den Weltmeisterschaften zu gewährleisten – oder alternativ, die Veranstaltung zu verlegen oder abzusagen.

Die IGF argumentierte in ihrer Berufung, dass die Statuten der FIG das Exekutivkomitee verpflichten, eine Entscheidung zu treffen, wenn nicht allen Delegationen Einreisevisa erteilt werden. Das Ausbleiben einer solchen Entscheidung stelle eine Rechtsverweigerung dar und führe zu einer Diskriminierung eines Mitgliedsverbandes. Die FIG betonte ihrerseits, dass sie keinerlei Befugnisse bei der Erteilung von Einreisevisa in Indonesien habe und dass die Verweigerung von Visa durch die indonesischen Behörden vollständig außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs liege.

Die Anträge auf dringende vorläufige Maßnahmen wurden vom stellvertretenden Präsidenten der Berufungskammer des CAS geprüft. Beide Anträge wurden abgelehnt. Die erste Berufung wird mangels Zuständigkeit eingestellt. Die zweite Berufung bleibt anhängig.

FIG gerät weiter unter Druck

Indonesiens Regierung hatte am Freitag bekräftigt, dass israelische Sportler aus politischen Gründen keine Einreisegenehmigung erhalten. Die Präsidentin des indonesischen Turnverbands, Ita Yuliati, erklärte auf einer Pressekonferenz, die Entscheidung sei «im Einklang mit nationalem Recht und der Sicherheit aller Delegationen» gefallen. Zugleich betonte sie, die FIG habe Indonesiens Position verstanden. Seit Jahrzehnten verweigert der südostasiatische Staat israelischen Sportlern die Teilnahme an internationalen Wettbewerben. Bereits 2023 war Indonesien wegen derselben Haltung die Austragung der U20-Fußball-WM entzogen worden.

Mit dem CAS-Beschluss ist nun klar: Die WM in der 2023 eröffneten Indonesia Arena findet ohne israelische Beteiligung statt. Damit sieht sich der Weltturnverband FIG nun aber wachsender Kritik gegenüber, auch aus den eigenen Reihen. Während die Verantwortlichen einerseits die politischen Beweggründe des Gastgeberlands akzeptierten, setzten sie sich andererseits über die eigenen Regularien und damit über den Willen ihres Souveräns, den Mitgliedsverbänden, hinweg. Für viele gilt der Fall nun als eine Art Lackmustest für die Glaubwürdigkeit des Sports insgesamt, der sich in seinen Grundwerten zur Neutralität und Gleichbehandlung aller Nationen bekennt.

Österreich und Schweiz folgen dem DTB offenbar nicht

Wie die österreichische Zeitung DER STANDARD berichtete, hat Österreichs Verbandspräsidentin Gabriela Jahn einem abgestimmten Vorgehen mit Deutschland und der Schweiz eine klare Absage erteilt. Von Forderungen an den Weltverband könne «in einem neutralen Land wie Österreich keine Rede sein», betonte Jahn. Auch ein gemeinsamer Brief an die FIG werde weder von den Österreichern noch von den Schweizern mitgetragen. Die Situation müsse ausschliesslich von der FIG «gemeinsam mit den Veranstaltern geklärt werden». Zugleich zeigte Jahn Mitgefühl mit den betroffenen Athleten: «Wenn die israelischen Sportler tatsächlich nicht teilnehmen können, würden sie mir sehr leidtun.» Die Präsidentin hielt sich zu Wochenbeginn beim Treffen des europäischen Turnverbandes in Zürich auf. Laut einem Bericht des Sportinformationsdienstes (sid) hatte der israelische Verband die europäischen Partner und die FIG um Unterstützung gebeten – eine Bitte, die, abgesehen von Deutschland, weitgehend ungehört blieb.

DIE ENTSCHEIDUNG DES CAS IM ORIGINAL (PRESSEMITTEILUNG/ENGLISCH)

vor 8 Stunden
von Nils B. Bohl

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