BUNDESLIGA | MÄNNER
Trotz EM-Gold: Radivilov war «sehr nervös»

Beim Bundsligisten SC Cottbus ist Igor Radivilov bekannt für seine außerordentlichen Leistungen am Sprung und an den Ringen. Wenig verwunderlich eigentlich, dass er bei den Europameisterschaften am vergangenen Wochenende im schweizerischen Basel an diesen Geräten brillierte und seinen Titel am Sprung auch verteidigen konnte. Sein zweites EM-Gold und seine sechste europäische Medaille insgesamt. Doch als Durchmarsch empfand es der 28-Jährige Ukrainer nicht. Beide Sprünge, merkte er an, hätten durchaus besser laufen können. «Doch leider hat sich der Mangel an Wettbewerben in der Qualifikation ziemlich bemerkbar gemacht. Ich war sehr nervös und konnte nicht ganz das zeigen, was wir uns erarbeitet hatten. Aber ich habe es geschafft, mich bis zum Finale zusammenzureißen. Obwohl ich auch dort Fehler gemacht habe. Bis zu den Olympischen Spielen bleibt noch Zeit, die Übungen zu verbessern, um dann dort die Bestleistung zeigen zu können», erklärte er im Gespräch mit dem russischen Sportsender MatchTV.

Sieg! Igor Radivilov vom SC Cottbus freut sich bei den Europameisterschaften in Basel über seine Titelverteidigung am Sprung.

Wie die meisten Athleten der Welt war auch Radivilov von den Einschränkungen durch die Pandemie betroffen. «Anfangs war die Situation beim Training schwierig. Dann, nach einer einmonatigen Pause, haben wir damit begonnen, einmal am Tag zu trainieren und haben uns langsam erholt. Ich habe mich dabei sehr bemüht, die körperliche Form und die Koordination wiederherzustellen», erklärte er und hofft nun, dass das Coronavirus bald Geschichte ist. «Ich bin keine 19 mehr und mit 28 ist die Genesung schwierig. Da gibt es Schmerzen, die Nerven und so weiter. Aber wir haben bereits ein gutes Maß an körperlicher und mentaler Vorbereitung geschafft und wir werden uns noch weiterentwickeln», ist er überzeugt.

Das der erst 17 Jahre alte Illia Kovtun vom Ligakonkurrenten TG Saar für die Ukraine auf Anhieb Bronze im Mehrkampf gewonnen hat, nötigt Radivilov Respekt ab. «Sie haben eine Menge getan und ich denke, diese Medaille ist verdient. Er war rundum sehr gut vorbereitet. Leider konnte er keinen weiteren olympischen Platz für das Land gewinnen, aber er gewann eine Medaille bei einem prestigeträchtigen Event, das ist ziemlich respektabel», findet der Routinier.

«Der Schmerz geht vorbei, der Ruhm bleibt» - Igor Radivilov trägt sein Programm unter der Haut.

Zumal Kovtun neben Mehrkampfstar Oleg Verniaiev (ebenfalls TG Saar) ausgerechnet Radivilov als sein Jugendidol benannt hat. Radivilov will dem Nachwuchsturner deswegen auch gerne helfend unter die Arme greifen. «Er ist ein bisschen verschlossen, aber er ist sehr bescheiden und fleißig. Wenn er meine Hilfe braucht, bin ich immer da und ich denke, dass wir gemeinsam ein gutes Team für die Olympischen Spiele bilden können», sagte er in Richtung Kovtun. Der wird die Unterstützung von seinem einstigen Idol sicher gerne annehmen.

01. Mai 2021
von Nils B. Bohl

Zurück