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Dauser sieht die Saarländer im Halbfinale vorn

Mit angezogener Handbremse zu turnen, sagt Lukas Dauser vom frischgebackenen Halbfinalisten TG Saar, habe am letzten Wettkampftag gegen den TuS Vinnhorst für ihn nicht zur Debatte gestanden. «Wir hätten taktieren können, um uns auszusuchen, gegen wen wir im Halbfinale turnen wollen. Aber ich habe von Anfang an zu unserem Teammanager Thorsten Michels gesagt, dass ich für so etwas der falsche Mann bin», sagte der 27-Jährige am Sonntagabend. Denn eine Wettbewerbsverzerrung wolle er in keinen Fall. «Wenn ich einen Wettkampf turne, dann will ich den gewinnen», betonte er. Mit 49:18 hatten die Saarländer bei den Niedersachsen gewonnen und machten so die Bahn für die Wetzgauer frei. Ganz ohne Experimente ging es dann aber doch nicht: «Wir haben noch ein bisschen an der Taktik rumprobiert, der ein oder andere noch etwas an den einzelnen Geräten», räumte Dauser ein.

Lukas Dauser
Lukas Dauser, TG Saar.

Dass der Gegner KTV Straubenhardt am 21. November mit einem zusätzlichen Gastturner nach Dillingen reisen wird, für Dauser ist das keine Überraschung. «Dass sie sich da für das Halbfinale verstärken würden, war klar und abzusehen. Das zeigt aber auch, dass sie Respekt vor uns haben», findet der Berliner. «Straubenhardt will ja da ein bisschen ein Geheimnis draus machen, aber ich weiß, wer der Gastturner ist», fügt er mit einem Augenzwinkern in Richtung Schwarzwald hinzu.

Doch selbst mit diesem Wissen sei es für die TG Saar besser, sich die Übungen im Wettkampf zu konzentrieren. «Ich denke, wir sind das stärkere Team», ist Dauser überzeugt. Und das werde man im Halbfinale hoffentlich auch zeigen. «Und vielleicht können wir bis dann auch mit ein paar Zuschauern starten, so dass wir wenigstens einen kleinen Heimvorteil haben», hofft er.

 

Vernyayev, Dauser
Lukas Dauser und der Ukrainer Oleg Verniaiev.

Ob Oleg Verniaiev dann für die Saarländer auflaufen wird, ist derzeit noch offen. Dass viele Experten die Erfolgschancen der TG immer an einer Teilnahme des ukrainischen Mehrkampfstars festmachen – Dauser stört das nicht. «So habe ich das noch nicht empfunden. Klar, unsere Gastturner sind die Besten. Dass der Fokus dann auf ihnen liegt, weil es die absoluten Topturner sind, ist selbstverständlich. Dennoch haben wir in Felix Remuta und mir noch zwei aktuelle Nationalturner, die auch ihre Punkte sammeln und sehr gut unterwegs sind», findet er. Zumal noch gute Allrounder wie Waldemar Eichhorn in der Riege hinzukämen. «Ich denke, wir sind in der Spitze wie in der Breite ganz gut aufgestellt», sagt er

Folgen der Pandemie machen auch Dauser nachdenklich

Dass Deutschland nicht an den Europameisterschaften im türkischen Mersin teilnimmt, findet Dauser schade – zumindest aus sportlicher Sicht. «Es wäre super gewesen, wenn wir mit dabei gewesen wären», sagt er. Insbesondere im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2021 in Tokio wäre das in der Vorbereitung ein internationaler Höhepunkt mehr gewesen. «Aber aus gesundheitlicher Sicht muss man ganz klar sagen, es ist ein Risikogebiet und es ist absolut nachvollziehbar, wie das Ärzteteam des DTB entschieden hat», betonte er.

Aber auch die Situation im eigenen Land holt den Vize-Europameister am Barren von 2017 langsam ein. Denn ob das Halbfinale an der Saar oder die deutschen Meisterschaften in Düsseldorf im November tatsächlich geturnt werden, ist angesichts rasant steigender Infektionszahlen längst nicht sicher. «Wenn ich ehrlich bin, versuche ich das Thema gerade noch ein bisschen von mir wegzudrücken», räumt Dauser ein. Vor einer Woche habe da auch noch keiner darüber geredet. «Doch jetzt ist die Zahl der Infizierten in den letzten sieben bis zehn Tagen so extrem angestiegen, dass man sich da schon ein bisschen Sorgen macht, was jetzt überhaupt noch stattfinden kann oder nicht», sagt er ein wenig nachdenklich. Für sich selbst hat Dauser dabei allerdings eine Lösung gefunden: «Solange es nicht abgesagt ist, versuche ich in der Halle jeden Tag alles zu geben, damit ich bei den jeweiligen Veranstaltungen topfit bin», erklärte er.

18. Oktober 2020
von Nils B. Bohl

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