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Tittmoning-Chemnitz gewinnt Duell der Giganten

Der TSV Tittmoning-Chemnitz hat beim Saisonauftakt der Bundesliga am Samstag in Ketsch die Tabellenführung übernommen. Im Elefantenrennen gegen den Seriensieger MTV Stuttgart hatte der Vizemeister diesmal mit 200,90 Punkten die Nase vorn. Den Schwaben, die mit den wiedergenesenen Elisabeth Seitz und Helen Kevric antraten, fehlten am Ende sieben Zehntelpunkte zum ersten Saisonsieg. Auf Rang drei turnte sich mit 194,70 Punkten Gastgeber TG Mannheim, der in dem als Qualifikation für die Europameisterschaften gewerteten Wettkampf auch die beiden besten Einzelturnerinnen stellte.

Beim neuen Spitzenreiter TSV Tittmoning-Chemnitz war es Karina Schönmaier, die mit ihrem Vierkampf 51,45 Punkte in die Wertung brachte. Gemeinsam mit der 18-Jährigen, bildeten Lea Marie Quaaß (37,55), Lisa Wötzel (37,40) und Jesenia Schäfer (36,25) das Fundament für den bayerisch-sächsischen Tageserfolg.

Auf Rang vier ging die TG Karlsruhe-Söllingen über die Ziellinie, die ohne ihre angeschlagene Top-Turnerin Anna-Lena König und erstmals ohne ihre bisherige Trainerin Tatjana Bachmayer ins Rennen ging. Das neue Trainerteam Dmitri Loschakov und Goneta Dervisholli bekam allerdings Unterstützung durch Neuzugang Claudine Soleman (44,85) und die niederländische Gastturnerin Yuna Uljee, die 48,75 Zähler zum Gesamtergebnis beisteuerte. Ihr Bundesligadebüt feierte die 12-Jährige Melina Buchfink, die mit einer bemerkenswerten Balkenübung auf Anhieb 11,00 Punkte mit nach Hause brachte.

Aufsteiger KTG Hannover sammelte als Fünfter wichtige erste Punkte zum Klassenerhalt, getragen wurde das Team von den beiden Vierkämpferinnen Aliya-Jolie Funk (46,15) und Anni Sohnsmeyer (41,65). Ohne die noch angeschlagene Olympiastarterin Sarah Voss wurde Vorjahresfinalist TZ DSHS Köln in Ketsch Sechster. Fleißigste Punktesammlerin für die Rheinländer war die 16-jährige Amalia Preuß-Neudorf mit 44,75 Punkten. Zwei Punkte ergatterte auch noch TT Kiehn Group Lüneburg-Buchholz (173,40) auf Platz sieben. Beste Turnerin aus der Lüneburger Heide war Sonja Fischer mit 46,75 Zählern. Trotz starker 51,00 Punkte durch Gastturnerin Irene Lanza, ging der TSV Berkheim (170,90) zum Auftakt seines zweiten Bundesligajahres als Achter leer aus.

Die 16-Jährige Janoah Müller lieferte beim Bundesligaauftakt in Ketsch mit 51,95 Punkten die Tagesbestleistung ab und bildete so mit ihrer Teamgefährtin Silja Stöhr (51,60) die Grundlage zum dritten Platz von Gastgeber TG Mannheim.

Die 16-Jährige Janoah Müller lieferte in Ketsch mit 51,95 Punkten die Tagesbestleistung ab und bildete so mit ihrer Teamgefährtin Silja Stöhr (51,60) die Grundlage zum Erfolg der Badener. «Ich hätte vor dem Wettkampf niemals gedacht, dass ich heute so überzeugen kann. Ich habe einen sehr, sehr guten Wettkampf geturnt und ich habe eigentlich alles, was ich kann, richtig gut zeigen können», zeigt sich die Haßlocherin mit ihrer Leistung zufrieden. Für Müller war es das erste Topscorer-Shirt, dass sie auch mit Stolz in Empfang nahm. «Ich weiß noch nicht wo, aber es wird einen besonderen Platz bekommen», kündigte sie an. Zusätzlich darf sie sich als beste Turnerin der EM-Qualifikation nun auch noch gute Chancen ausrechnen, den Sprung nach Rimini in Italien zu schaffen. «Also beides ist auf jeden Fall ein Highlight für mich», freute sie sich.

Mit Spannung war auch der erste Auftritt von Elisabeth Seitz nach ihrem Achillessehnenriss aus dem September 2023 beobachtet worden. Die 30-Jährige vom MTV Stuttgart ging nur am Stufenbarren ans Gerät und musste dort einen Sturz wegstecken. Nach einem erleichterten Abgang gingen am Ende 12,55 Punkte in die Wertung der zweitplatzierten Schwaben ein. «Angefühlt hat es sich sehr gut. Es war ein ganz blöder Fehler, aber vom Gefühl her fühle ich mich aktuell echt richtig schwungvoll auch fit», verriet sie. Die Europameisterschaften in Rimini sind für die deutsche Rekordmeisterin jedoch noch kein Thema. «Die EM war eigentlich nie der Plan. Der Hauptplan ist immer noch, meine Reha fertig zu machen. Alles, was wettkampftechnisch da reinpasst, mache ich gerne, aber nicht andersrum. Das bedeutet, ich konzentriere mich jetzt nicht auf Wettkämpfe und lasse meine Reha da durch sausen, sondern Reha steht immer noch im Vordergrund», erklärte sie. Die Kampfansage für die Olympia-Qualifikation stand jedoch schon am Samstagabend: «Es ist tatsächlich ja noch alles offen. Dementsprechend bin natürlich nicht die Einzige, die um das Ticket kämpft. Was aber klar ist, ist, dass ich auf jeden Fall kämpfen werde. Und das nicht zu wenig», versprach sie.

Auch Bundestrainer Gerben Wiersma war mit dem Gesehenen zufrieden. «Das war für sie großartig. Es war ein wirklich gutes Comeback. Es geht heute nicht darum, dass sie einen Fehler gemacht hat. Es geht darum, dass sie wieder konkurrenzfähig wird», sagte der Niederländer.

13. April 2024
von Nils B. Bohl

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