2. BUNDESLIGA NORD | MÄNNER
Vater hilft im Zweitligaderby bei Barren-Notfall aus

Was hinter den Kulissen des Rheinland-Pfalzderbys zwischen dem KTV Koblenz und der TSG Grünstadt am Samstag passierte, blieb den meisten Zuschauern in der Albert-Schweizer-Realschulhalle verborgen – war aber entscheidend dafür, dass das Top-Duell der 2. Bundesliga Nord überhaupt fortgesetzt werden konnte. Während des kurzen Einturnens zur zweiten Hälfte brach am Barren ein Bolzen, der die Holme fixiert. Das Gerät war damit faktisch unbenutzbar, ein Austausch der gesamten Holmengasse hätte leicht zu einer Unterbrechung von über einer Stunde führen können. Und damit zum Abbruch der Partie. In dieser Situation griff ein Mann beherzt ein, der eigentlich gar nicht aktiv am Wettkampf beteiligt war: Hermann Jäger, Vater des Grünstädter Turners David Jäger.

Hat immer einen Ersatzbolzen für die SPIETH-Barren in der Tasche: Hermann Jäger von der TSG Grünstadt.

Der erfahrene Gerätekundige wusste, dass genau dieser Bolzen bei älteren SPIETH-Barren eine Schwachstelle darstellt – und hat daher bei Wettkämpfen stets ein Ersatzteil dabei. Als das Problem auftrat, griff Jäger routiniert in seine Tasche und bot den Koblenzern spontan seine Hilfe an. Deren Techniker nahmen dankbar an, setzten den Ersatzbolzen ein – und der Wettkampf konnte nach wenigen Minuten regulär fortgesetzt werden. «Für uns steht immer der sportliche Ablauf im Vordergrund, nicht irgendwelche taktischen Spielchen», erklärte Grünstadts Trainer Florian Bachmann im Nachgang. «Ohne die Hilfe von Hermann wäre der Wettkampf vermutlich unterbrochen oder gar neu angesetzt worden», glaubt er.

Bemerkenswerte Geste sportlicher Fairness

Auch auf Koblenzer Seite war die Erleichterung groß. Dort schickten die Verantwortlichen abseits aller Rivalitäten ein Dankeschön ins pfälzische Grünstadt. «Wir sind sehr dankbar für die spontane Hilfe aus Grünstadt», sagte Timo Schall, Sportlicher Leiter der KTV. «Das war absolut kollegial und hat gezeigt, dass sportlicher Zusammenhalt auch über Vereinsgrenzen hinweg funktioniert. So konnte dieser hochspannende Wettkampf reibungslos über die Bühne gehen. Und das war ganz im Sinne aller Beteiligten, insbesondere für die Fans und Zuschauer», betonte er.

Dass die Szene überhaupt stattfand, hatten in der Halle jedoch nur sehr wenige Protagonisten und Zuschauer bemerkt. Kein großes Aufsehen, keine Diskussion – nur eine kleine, aber eben bemerkenswerte Geste sportlicher Fairness. Hermann Jäger selbst nahm die Episode mit der ihm eigenen Gelassenheit: Für ihn sei das selbstverständlich gewesen, sagte er am Montag. Die sportliche Gemeinschaft habe Vorrang. Ein Moment, der zeigt, dass die Deutsche Turnliga auch jenseits der Geräte von Fairness und Zusammenhalt lebt.

vor 9 Stunden
von Nils B. Bohl

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