2. BUNDESLIGA NORD | MÄNNER
Zwischen Gelassenheit und Erwartung am Kraterrand

Wenn am 20. September die Saison der 2. Bundesliga beginnt, herrscht am Kraterrand zwischen Schwäbischer und Fränkischer Alb bemerkenswerte Ruhe. Von Nervosität ist in Ries jedenfalls keine Spur. «Ich bin vor der Saison eigentlich immer entspannt», sagt Trainer Fabian Wolf und sieht den Dingen gelassen entgegen. Denn der KTV-Coach weiß, was er an seiner Mannschaft hat – und er weiß auch, was 2025 anders sein wird. Zum Beispiel die Anforderungen des Code de Pointage, der die Anforderungen an die Übungen verändert hat. «Für das Mittelfeld der Turner ist das vermutlich egal. Die Schwächeren jedoch haben einen kleinen Vorteil. Und ich als Coach habe dadurch mehr Auswahl, wenn zum Beispiel einer verletzt ist. Schwieriger ist es geworden, eine hohe Punktzahl zu turnen», erklärt er. Wenn man aber die Strukturen haben, könne man sich auch dort wieder gut hochturnen.

Muss sich wegen des Wechsels in die Nordschiene mit seiner Mannschaft in der neuen Saison auf unbekannte Gegner einstellen: Trainer Fabian Wolf vom Zweitligisten KTV Ries.

Eine zusätzliche Herausforderung bringt für den Vorjahresvierten der 2. Bundesliga Süd allerdings die diesjährige Staffeleinteilung mit sich. Statt im gewohnten Süden turnen die Rieser 2025 in der Nordschiene – ein Umfeld mit weniger vertrauten Gegnern. «Das ist eine Wundertüte», glaubt Wolf. Besonders Auftaktgegner KTV Koblenz (18:00 Uhr, Hermann-Keßler-Halle) gilt ihm nach einigen Zugängen als besonders stark. Doch wirklich einschätzen lasse sich das tatsächliche Kräfteverhältnis erst nach den ersten Begegnungen, vermutet er. Für den Coach bedeutet dies, Ergebnisse anderer Wettkämpfe zu analysieren. Und danach zu versuchen, die eigenen Athleten möglichst taktisch flexibel einzusetzen. «Von den Turnern wird erwartet, dass sie ihre Übung durchturnen, von mir, dass die Taktik stimmt. Wenn alle ihren Job machen und wir dann trotzdem verlieren, waren die anderen einfach besser», erklärt er seine Maxime.

«Wundertüte» Nordgruppe - Ries muss sich umstellen

Zu Wolfs Akteuren zählen zwei Nachwuchskräfte, die in den vergangenen Jahren herangereift sind. Alexander Kuhn und Jochen Engelbrecht, beide 18 Jahre alt. Sie sind Teil jener Generation, die die Zukunft der KTV sichern soll. Kuhn hat sich bereits als Stammkraft etabliert, Engelbrecht sammelte zuletzt bei den bayerischen Meisterschaften wertvolle Erfahrungen und soll nun an die Bundesliga herangeführt werden. Mit Justus König (24) steht zudem ein stabiler Punktelieferant zur Verfügung, der seine Schwierigkeit weiter gesteigert hat.

Mit der Erfahrung von Hagner, der als «Herr der Ringe» auch mit über 50 Jahren dort noch Scorepunkte sammelt, mit den internationalen Gästen und den Talenten aus dem eigenen Nachwuchs sieht sich die KTV Ries gut gerüstet. So entsteht Stück für Stück ein Kader, der auf einer stabilen Breite fußt. Einer, der künftig auch Ausfälle besser kompensieren kann. Internationale Ergänzungen wie Hamish Carter, Alexander Yolshin-Cash oder Roberto Marzocchi erhöhen zudem die Handlungsfähigkeit des KTV-Coachs, wenn hohe Spitzenleistungen gefragt sind oder unvorhergesehene Ereignisse Lücken reißen.

Erfolg ja - aber nicht zu jedem Preis

Über allem, das betont Wolf ganz besonders, steht aber ein schlichtes Ziel: die Gesundheit. «Wir hatten in den letzten Jahren Pech. Und nach einer Verletzung ist man nie wieder ganz derselbe», sagt er und denkt dabei unter anderem an Lucas Buschmanns lange Fehlzeit. Deshalb wünscht er sich 2025 vor allem eine Saison ohne schwere Ausfälle. Und geht es nach ihm, soll auch die Anzahl der Stürze in dieser Runde deutlich sinken, um die Wettkämpfe für dem Taktiker Wolf «planbarer zu machen». Ob dieses Gesamtpaket am Ende für einen der Spitzenplätze reicht, wird auch davon abhängen, wie schnell sich die Neuzugänge sich weiter einfügen und wie stabil das Team die neuen Regeln umsetzen kann. Doch ein Grundsatz gilt in Nördlingen und Umgebung als unumstößlich: Am Kraterrand herrscht Gelassenheit.

31. August 2025
von Nils B. Bohl

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