2. BUNDESLIGA NORD | MÄNNER
Zwischen Gelassenheit und Erwartung am Kraterrand

Eine zusätzliche Herausforderung bringt für den Vorjahresvierten der 2. Bundesliga Süd allerdings die diesjährige Staffeleinteilung mit sich. Statt im gewohnten Süden turnen die Rieser 2025 in der Nordschiene – ein Umfeld mit weniger vertrauten Gegnern. «Das ist eine Wundertüte», glaubt Wolf. Besonders Auftaktgegner KTV Koblenz (18:00 Uhr, Hermann-Keßler-Halle) gilt ihm nach einigen Zugängen als besonders stark. Doch wirklich einschätzen lasse sich das tatsächliche Kräfteverhältnis erst nach den ersten Begegnungen, vermutet er. Für den Coach bedeutet dies, Ergebnisse anderer Wettkämpfe zu analysieren. Und danach zu versuchen, die eigenen Athleten möglichst taktisch flexibel einzusetzen. «Von den Turnern wird erwartet, dass sie ihre Übung durchturnen, von mir, dass die Taktik stimmt. Wenn alle ihren Job machen und wir dann trotzdem verlieren, waren die anderen einfach besser», erklärt er seine Maxime.
«Wundertüte» Nordgruppe - Ries muss sich umstellen
Zu Wolfs Akteuren zählen zwei Nachwuchskräfte, die in den vergangenen Jahren herangereift sind. Alexander Kuhn und Jochen Engelbrecht, beide 18 Jahre alt. Sie sind Teil jener Generation, die die Zukunft der KTV sichern soll. Kuhn hat sich bereits als Stammkraft etabliert, Engelbrecht sammelte zuletzt bei den bayerischen Meisterschaften wertvolle Erfahrungen und soll nun an die Bundesliga herangeführt werden. Mit Justus König (24) steht zudem ein stabiler Punktelieferant zur Verfügung, der seine Schwierigkeit weiter gesteigert hat.
Mit der Erfahrung von Hagner, der als «Herr der Ringe» auch mit über 50 Jahren dort noch Scorepunkte sammelt, mit den internationalen Gästen und den Talenten aus dem eigenen Nachwuchs sieht sich die KTV Ries gut gerüstet. So entsteht Stück für Stück ein Kader, der auf einer stabilen Breite fußt. Einer, der künftig auch Ausfälle besser kompensieren kann. Internationale Ergänzungen wie Hamish Carter, Alexander Yolshin-Cash oder Roberto Marzocchi erhöhen zudem die Handlungsfähigkeit des KTV-Coachs, wenn hohe Spitzenleistungen gefragt sind oder unvorhergesehene Ereignisse Lücken reißen.
Erfolg ja - aber nicht zu jedem Preis
Über allem, das betont Wolf ganz besonders, steht aber ein schlichtes Ziel: die Gesundheit. «Wir hatten in den letzten Jahren Pech. Und nach einer Verletzung ist man nie wieder ganz derselbe», sagt er und denkt dabei unter anderem an Lucas Buschmanns lange Fehlzeit. Deshalb wünscht er sich 2025 vor allem eine Saison ohne schwere Ausfälle. Und geht es nach ihm, soll auch die Anzahl der Stürze in dieser Runde deutlich sinken, um die Wettkämpfe für dem Taktiker Wolf «planbarer zu machen». Ob dieses Gesamtpaket am Ende für einen der Spitzenplätze reicht, wird auch davon abhängen, wie schnell sich die Neuzugänge sich weiter einfügen und wie stabil das Team die neuen Regeln umsetzen kann. Doch ein Grundsatz gilt in Nördlingen und Umgebung als unumstößlich: Am Kraterrand herrscht Gelassenheit.