3. BUNDESLIGA & REGIONALLIGA | FRAUEN
Höchstleistung zwischen Sporthalle und Streuobst

Seit vielen Jahren ist Beppo Hofmann ein verlässliches Gesicht des Turnsports in Oberbayern. Wenn in der Bergader Arena in Waging am See die Bundesliga zu Gast ist, läuft hinter den Kulissen alles wie am Schnürchen. Das ist kein Zufall, es ist das Ergebnis jahrzehntelanger Erfahrung und eingespielter Abläufe. «Unser Stamm-Organisationsteam arbeitet seit rund 20 Jahren zusammen», erzählt Hofmann, «und das nicht nur bei Turn-Events, sondern bei sämtlichen Sportveranstaltungen im Verein, im Kulturbereich und auch mit anderen Ortsvereinen.» Hofmann, seines Zeichens Zimmerermeister, Landwirt, Kommunalpolitiker und Organisationsleiter des TSV 1888 Waging, hat mit seinem Team zahlreiche Großveranstaltungen gestemmt. Selbst vor einem Spiel gegen den FC Bayern München mit 15.000 Zuschauern sind sie nicht zurückgeschreckt.

Turnen wo andere Urlaub machen: Waging am See ist am Samstag Station der 3. Bundesliga Süd & der Regionalliga Süd.

Dass er das Wort «eingespielt» gleich mehrfach benutzt, verwundert nicht: Denn Hofmann und sein Team sind auf beinahe alles gut vorbereitet und finden selbst dann schnelle Lösungen, wenn fünf Minuten vor Wettkampfbeginn der 1. Bundesliga einmal der Strom ausfällt. So geschehen im Jahr 2023.

In der Südschiene der 3. Liga und Regionalliga freuen sich die Vereine schon auf den Auftakt. Schließlich liegt Waging am See in einer Region, in der andere Ferien machen. Zwischen sanften Hügeln, dem wärmsten Badesee Oberbayerns und gepflegter Landwirtschaft verbindet sich Naturerlebnis mit gewachsener Vereinskultur. Hier, am Rande des Chiemgaus, ist Turnsport kein Nischenprogramm, sondern gesellschaftlich verankert. «Die Begeisterung der Bürgerinnen und Bürger für das Gerätturnen ist groß – das zeigen auch die Zuschauerzahlen», betont Hofmann. Selbst bei unterklassigen Wettkämpfen sei die Halle voll. Entscheidend für diese Verwurzelung sei, dass der TSV Waging nicht nur Turnverein, sondern Mehrspartenverein mit 13 Abteilungen ist. Rund 60 Prozent der knapp 2000 Mitglieder sind Kinder und Jugendliche.

«Hier, am Rande des Chiemgaus, ist Turnsport kein Nischenprogramm, sondern gesellschaftlich verankert.»

Beppo Hofmann
Organisationsleiter des TSV 1888 Waging am See

Genug haben sie in Waging vom Turnen jedenfalls noch lange nicht. Besonders stolz ist Hofmann auf den Geist innerhalb seines Teams: «Wir sind ein Mix aus Jung und Alt, aus Frauen und Männern – wir verstehen uns blendend und haben immer großen Spaß zusammen.» Auch auf das Turnteam des TSV, das nach seinem Aufstieg in die Regionalliga Süd direkt in die 3. Bundesliga durchmarschiert ist, ist er stolz. Die Trainerinnen seien seit Kindheitstagen miteinander befreundet, was sich vor allem in einer familiären Atmosphäre niederschlage. «Und unsere Mädels sind unglaublich ehrgeizig – aber was noch wichtiger ist: Sie sind freundlich und anständig», betont er. Das ist für Hofmann heutzutage keine Selbstverständlichkeit. Dass sich Waging seit dem quasi Wegfall des TSV Tittmoning in der Region als Zugpferd im Turnsport etabliert habe, sei Ausdruck einer bewussten und nachhaltigen Vereinsentwicklung.

Keine Angst vor großen Aufgaben

Für Hofmann ist die Ausrichtung eines Bundesliga-Wettkampfs keine besondere Herausforderung mehr – zumindest nicht auf organisatorischer Ebene. «Die größte Herausforderung liegt derzeit im Sportlichen», erklärt er. Einige Verletzungen in der Mannschaft des TSV seien derzeit das größere Problem. Die Zusammenarbeit mit der Deutschen Turnliga hingegen beschreibt er als «hervorragend und mehr als angenehm». Über die Jahre seien daraus echte Freundschaften entstanden. Diese Verbindung beruhe auf gegenseitigem Vertrauen – und auf langjähriger Verlässlichkeit. Auch was kommende Veranstaltungen betrifft, zeigt sich Hofmann zuversichtlich: Für 2025 ist das Finale der Bayerischen Turnliga geplant, 2026 folgt der Deutschland-Cup des DTB. Und dann? «Schau ma moi», zitiert Hofmann lakonisch Fußball-Ikone Franz Beckenbauer. Und bestimmt wird dann auch wieder die Turnliga an der Tür der Traumkulisse anklopfen.

Leidenschaft mit Weitblick

Ein besonderer Moment? «Der besagte Stromausfall 2023, fünf Minuten vor Wettkampfbeginn», sagt Hofmann lachend. Gelöst. Und doch sei der eigentliche Antrieb von ihm und seinem Team ein anderer: Die Freude an der Sache, die Begeisterung, die man zurückbekomme. Für andere Vereine, die dem TSV als Ausrichter von Bundesligawettkämpfen nacheifern wollen, hat er daher eine klare Botschaft: «Keine Scheu – aber auch keinen übertriebenen Ehrgeiz! Für eine gelungene Ausrichtung braucht es ein starkes Team im Hintergrund.» Ist dieses vorhanden, sei alles möglich – sogar Bundesliga-Turnen zwischen Apfelbäumen, Kuhweiden und der stillen Weite des Waginger Sees.

Auftakt 3. Bundesliga Süd & Regionalliga Süd in Waging am See · 3. Mai 2025
01. Mai 2025
von Nils B. Bohl

Zurück